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Größere Märkte, geringere Kosten

Der Verschmelzung der Volkswirtschaften Afrikas, d.h. ihrer wirtschaftlichen Integration, kommt nicht nur mit Blick auf die damit zu erreichende Wohlfahrtsmaximierung eine hohe Bedeutung zu. Für Unternehmen, die sich mit einem geschäftlichen Engagement in Afrika beschäftigen, sind Größe des Zielmarktes und die mit Transaktion, Transport und Kommunikation verbundenen Kosten kritische Größen. Häufig sprechen diese Faktoren gegen eine wirtschaftliche Betätigung. Die Entwicklung von regionalen Freihandelszonen, Zollunionen, Binnenmärkten oder gar Währungs- und Wirtschaftsunionen, übliche Etappen einer wirtschaftlichen Integration, können die Attraktivität der afrikanischen Märkte steigern.

Regionalorganisationen sollen wirtschaftliche Integration vorantreiben
In den letzten 20 Jahren sind in Afrika einige Regionalorganisationen (REC) entstanden, die sich neben der politischen Zusammenarbeit auch die wirtschaftliche Kooperation ihrer Mitgliedsstaaten zum Ziel gesetzt haben. Derzeit existieren in Subsahara-Afrika 16 solcher RECs, von denen sieben von der Afrikanischen Union (AU) anerkannt werden:

  • The Common Market for Eastern and Southern Africa (COMESA)
  • The Community of Sahel-Saharan States (CEN-SAD)
  • The East African Community (EAC)
  • The Economic Community of Central African States (ECCAS)
  • The Economic Community of Western African States (ECOWAS)
  • The Inter-Governmental Authority on Development (IGAD)
  • The Southern African Development Community (SADC)

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Die AU, die in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen feiert, hat sich zu einem ihrer langfristigen Hauptziele gesetzt, einen panafrikanischen Binnenmarkt zu entwickeln. Auf diesem Weg kommt der fortschreitenden Integration der sieben RECs erhebliche Bedeutung zu.

Schleppender Prozess, deutliche Fortschritte nur bei EAC, ECOWAS, SADC
Die bisher erzielten Integrationserfolge der RECs fallen deutlich unterschiedlich aus. Nach einem aktuellen gemeinsamen Bericht der Vereinten Nationen und der AU sind die Integrationsbemühungen der EAC am weitesten fortgeschritten. 2010 führte sie einen gemeinsamen Markt ein. Die COMESA startete 2009 eine Zollunion. Die SADC plant die Einführung einer Zollunion für 2013, die ECOWAS will 2015 nachziehen. Beiden RECs werden Fortschritte bei der Umsetzung ihrer Freihandelszonen attestiert. Die ECCAS, die eine Freihandelszone bereits 2004 einsetzte, versieht sich hingegen großen Problemen bei ihrer Implementierung. Die jeweilige Integration der Märkte in der CEN-SAD und der IGAD geht nur langsam voran, die Zusammenarbeit ihrer Mitgliedsstaaten befindet sich immer noch in einem sehr frühen Stadium.

regionalorganisationen_130402Vor dem Hintergrund unterschiedlich schnell fortschreitender Integrationsprozesse hat die AU alle RECs zur Erfüllung bestimmter Mindeststandards verpflichtet. Zu diesen gehören die Schaffung von interregionalen Freihandelszonen und die Etablierung der vollständigen Freizügigkeit innerhalb der RECs. Angesichts häufig ressourcenschwacher Ausstattung der RECs, langwieriger Verfahren, überlappender Mitgliedschaften – die meisten Länder sind Mitglied in mehreren RECs – aber auch angesichts der großen infrastrukturellen Mängel in allen Ländern südlich der Sahara erscheint die mittelfristige Erfüllung dieser Standards unrealistisch.

Trotz aller Widrigkeiten: Die von EAC, ECOWAS und SADC bislang erzielten Teilerfolge, die letztlich auch deutschen Unternehmen ein Engagement in den entsprechenden Regionen erleichtern können, geben Anlass zur Hoffnung, dass wirtschaftliche Integration in Afrika ein langsamer aber stetiger Prozess ist.

Weiterführende Informationen:

(Bildnachweis: © Handmade Pictures – Fotolia.com)

2 Gedanken zu “Größere Märkte, geringere Kosten

  1. Pingback: African Economic Outlook 2016: Urbanisierung verändert Afrika - IHK Subsahara-Afrika-Blog | IHK Subsahara-Afrika-Blog

  2. Pingback: ECOWAS: Binnenmarkt unter der Lupe - IHK Subsahara-Afrika-Blog | IHK Subsahara-Afrika-Blog

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