Laut einer Umfrage der Auslandshandelskammer südliches Afrika investieren Unternehmen in Südafrika jährlich mehrere Millionen Rand in Maßnahmen zur Wahrnehmung ihrer „Corporate Social Responsibility“, kurz CSR. Cordelia Siegert, CSR-Expertin der Auslandshandelskammer, berichtet im Interview mit blog:subsahara-afrika über erfolgreiche CSR-Projekte deutscher Firmen, und erklärt, welche Besonderheiten in Südafrika zu berücksichtigen sind und wie sie Firmen unterstützen kann.
blog:subsahara-afrika: Frau Siegert, was versteht man in Südafrika unter CSR?
Cordelia Siegert: Wenn man in Südafrika über CSR spricht, dann ist grundsätzlich die Verantwortung der Unternehmen gemeint, die sie für die wirtschaftlichen, sozialen und umweltbezogenen Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Verhaltensweisen auf die Gemeinschaft und Gesellschaft tragen. Unternehmen, die sozial verantwortlich agieren, haben im Rahmen ihres geschäftlichen Wirkens die positive Entwicklung ihres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeldes, aber auch die „ihres“ Landes im Blick. Dabei zielen ihre Maßnahmen, mit denen sie ihrer Verantwortung gerecht werden wollen, nicht, jedenfalls nicht vorrangig, auf wirtschaftlichen Profit ab.
blog:subsahara-afrika: Sie formulieren ein CSR-Verständnis, das so sicher auch in Deutschland geteilt wird. Dennoch wird ein deutsches Unternehmen seine deutschen CSR-Aktivitäten nicht ohne weiteres nach Südafrika „importieren“ können, sondern landestypische Besonderheiten zu beachten haben?
Siegert: Unternehmen, die sich in Südafrika engagieren und sozial verantwortlich handeln wollen, müssen vor allem die politische Geschichte und die Kultur des Landes verstehen. Ein wichtiger Punkt ist die Kenntnis des südafrikanischen Arbeitsmarktes und der sozialen Sicherungssysteme. Arbeitslosigkeit und soziale Unterschiede sind in Südafrika verhältnismäßig stark ausgeprägt. Weitere CSR relevante Themen sind das südafrikanische Bildungs- und Gesundheitssystem, letzteres vor allem mit Blick auf die hohe Zahl an HIV-infizierten Menschen im Lande. Auch die sogenannte Broad-Based Black Economic Empowerment Gesetzgebung, mit der die zu Zeiten der Apartheid benachteiligten Bevölkerungsschichten Südafrikas ins Wirtschaftsleben integriert werden sollen, ist ein wichtiger Faktor.
blog:subsahara-afrika: Welche Beispiele von erfolgreichen CSR-Projekten deutscher Unternehmen in Südafrika gibt es?
Siegert: Es besteht eine ganze Reihe von vorbildhaften CSR-Projekten deutscher Unternehmen in Südafrika. Ein Beispiel ist das “Lapdesk-Project” des Chemiekonzerns BASF, in dessen Rahmen das Unternehmen Tausende von benachteiligten Schülern mit ergonomisch geformten, portablen Tischplatten versorgt, um ihre Lernumgebung zu verbessern. Bayer Environmental Science setzt sich für den Schutz von Eulen ein, indem es Bauern und andere Anwender hinsichtlich des richtigen Einsatzes von Rodentizid, einem chemischen Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren, schult. Ein weiteres CSR-Projekt ist das Excellence Project zur Förderung von Mathematik, Wissenschaft und Technologie des Autobauers BMW. Dieses Projekt unterstützt Schulprojekte der Kinder von BMW Mitarbeitern in den genannten Gebieten. Mercedes hat sich unter anderem mit seinem „Ekukhanyeni Relief Project“ der Bekämpfung der sozio-ökonomischen Auswirkungen von HIV und AIDS verschrieben. Ein letztes Beispiel, das ich hier erwähnen möchte, ist das „Generation 21 Partner School Programme“ von Siemens, in dessen Rahmen das Unternehmen südafrikanische Schüler in Mathematik und Wissenschaften unterrichtet. Einen guten Überblick über erfolgreiche CSR-Projekte dieser und anderer Unternehmen in Südafrika bietet im Übrigen die Publikation „Corporate Social Responsibility in South Africa as practiced by South African and German companies“, die die Auslandshandelskammer gemeinsam mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit herausgibt.
blog:subsahara-afrika: Sie leiten das bei der Auslandshandelskammer angesiedelte Competence Centre on Corporate Sustainability and Responsibility. Wie ist es zur Gründung dieser CSR-Anlaufstelle gekommen?
Siegert: Im Jahr 2008 hat die Auslandshandelskammer eine CSR-Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen durchgeführt. Das Ergebnis zeigte, welchen überragenden Stellenwert die Unternehmen sozial verantwortlichem Handeln beimessen. Laut Umfrage investieren die Firmen jährlich rund 620 Millionen Rand in CSR-Programme, um ihr Image und das ihrer Produkte, aber auch die Motivation und die Produktivität ihrer Mitarbeiter zu verbessern. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen verfügen jedoch häufig nicht über die erforderlichen Ressourcen, um CSR im Unternehmen zu implementieren bzw. entsprechende Projekte zu stemmen. Hier will das CSR-Kompetenzzentrum helfen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige, soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu stimulieren, und dient den Unternehmen als Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch.
blog:subsahara-afrika: Welche weitere, konkrete Hilfestellung bietet das CSR-Kompetenzzentrum?
Siegert: Bisher versteht es sich vor allem als Informationsstelle. Es bietet den Mitgliedsunternehmen, neben dem klassischen Dienstleistungsangebot einer deutschen Auslandshandelskammer, Seminare und Workshops zu aktuellen südafrikanischen CSR-Themen. Aktuell sind wir dabei, unser CSR-Angebot auszubauen. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf Beratungsangebote und die Initiierung von CSR-Projekten, an denen sich unsere Mitgliedsunternehmen beteiligen können. Ein Beispiel hierfür ist ein Projekt im Bildungsbereich, das sich derzeit in der Pilotphase befindet. Unternehmen können in dessen Rahmen Schulen zum Beispiel durch Wissenstransfer, durch das Sponsoring von Klassenzimmerausstattung und die Ausbildung von Lehrern unterstützen.
Die Juristin Cordelia Siegert leitet das Competence Centre on Corporate Sustainability and Responsibility der Auslandshandelskammer südliches Afrika. Sie unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung ihrer CSR-Strategie für Südafrika. Kontakt: csiegert@germanchamber.co.za; Internet: www.germanchamber.co.za.
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