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Ebola: Nigeria wird sich kurzfristig erholen

Die im März im westafrikanischen Guinea ausgebrochene Ebola-Epidemie dominiert derzeit die Schlagzeilen über Afrika. Die humanitäre Katastrophe hat zunehmend auch Folgen für wirtschaftliche Aktivitäten in Westafrika. Während Nigeria von der Viruskrankheit ebenfalls betroffen ist, scheint Ghana bislang von ihr verschont.

Nachdem sich der Virus von Guinea in seine Nachbarländer Sierra Leone und Liberia ausgebreitet hatte, traten auch in dem weiter östlich gelegenen Nigeria Ebola-Infektionen auf. Nach Einschätzung von André Rönne, Leiter der Delegation der Deutschen Wirtschaft im nigerianischen Lagos, ist die Lage zwar nicht so gravierend wie in den anderen Ländern. Jedoch starben bis Mitte September acht Menschen, 20 Infektionen konnten zusätzlich nachgewiesen werden, Hunderte befinden sich in Quarantäne. Laut Weltgesundheitsorganisation infizierten sich in den betroffenen Ländern bislang über 8.000 Menschen mit dem Virus, mehr als 3.800 sind an den Folgen gestorben (Stand: 08.10.2014).

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Die im Vergleich verhältnismäßig geringe Zahl der Toten und Infizierten in Nigeria ist nach Meinung Rönnes vor allem auf die besonnenen Maßnahmen der nigerianischen Behörden zurückzuführen. „Die Regierung unternimmt viel zum Schutz der Bevölkerung. So wurden Schulen geschlossen und an den internationalen Flughäfen werden alle Passagiere auf Symptome untersucht. An Ebola erkrankte Personen und Kontaktpersonen werden zeitnah isoliert und medizinisch behandelt“. Laut dem Landeskenner, der mit seiner Familie in Nigeria lebt, gelte die gesundheitliche gute Versorgung aber vor allem für die Millionenmetropole Lagos, in der auch die meisten ausländischen Firmen ihren Sitz haben. In der ebenfalls wirtschaftlich wichtigen Ölkapitale Port Harcourt hingegen sei die medizinische Behandlung nicht so gut.

Die Delegation, die im ständigen Kontakt mit den in Nigeria tätigen deutschen Unternehmensvertretern steht, weist auf die Gefahren der Epidemie und die insgesamt für Nigeria geltenden Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes hin, warnt aber vor panischen Reaktionen. Entsprechend reagieren die meisten Firmen bisher besonnen und angemessen. „Ich kenne kaum Unternehmensvertreter, die das Land wegen des Ebola-Risikos verlassen haben. Dies wird übrigens von den nigerianischen Geschäftspartnern hoch geschätzt. Insgesamt unterstützt man sich gegenseitig und versucht, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuhalten“, so Rönne. Der Wirtschafsfachmann ist aufgrund der bislang gesammelten Erfahrungen überzeugt davon, dass sich Nigeria kurzfristig von der Krise erholen wird.

Das westafrikanische Ghana, in dem ebenfalls zahlreiche Unternehmen aus Deutschland vertreten sind, ist bislang von der Ebola-Krankheit verschont geblieben. Anfängliche Befürchtungen, dass sich die Epidemie z.B. auf die Agrarwirtschaft auswirken könnte, haben sich bisher zerschlagen. „Da die Übertragung von Ebola durch Früchte ausgeschlossen werden kann, können deutsche Unternehmen ihre Obstexporte aus Ghana nach Deutschland weiter durchführen.“, so Patrick Martens, der die Delegation der Deutschen Wirtschaft in der ghanaischen Hauptstadt Accra leitet. „Lediglich Lufthansa ist von der Ebolakrise tangiert, die Buchungen gehen hier dramatisch zurück“. Um der Ebola-Gefahr entgegenzuwirken, hat die Regierung Ghanas als Präventivmaßnahme einen Bann auf alle internationalen Konferenzen und Ausstellungen vom 14.8. bis zum 14.11.2014 erhoben. Diesem Bann, der natürlich die Hotelbranche trifft, fielen neben der West African Clean Energy and Environment Exhibition auch einige Markterkundungsreisen aus Deutschland zum Opfer, die im nächsten Jahr nachgeholt werden sollen.

Weiterführende Informationen

(Bildnachweise: Christina Banluta – www.who.int und www.spiegel.de)

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