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Interview: Mosambik hat eine strategisch gute Lage

Es wird erwartet, dass die Wirtschaft des südafrikanischen Landes Mosambik in den nächsten fünf Jahren im Schnitt um 7% wachsen wird. Dr. Friedrich Kaufmann, der die im April 2014 in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo gegründete Vertretung der Auslandshandelskammer (AHK) für das Südliche Afrika leitet, nennt die sich bietenden Chancen und bewertet die politische Lage des Landes nach den Wahlen im Oktober des letzten Jahres.

blog:subsahara-afrika: Herr Dr. Kaufmann, die Eröffnung eines Büros einer deutschen AHK ist Indiz, dass man sich im gastgebenden Markt gute Chancen für Produkte und Dienstleistungen made in Germany ausrechnet. Welches Potenzial schreiben Sie Mosambik zu?

Dr. Friedrich Kaufmann: Ein hohes, denn Mosambik ist ein wachstumsstarkes Land mit großen Ressourcenvorkommen, die nun ausgebeutet werden und große Investitionen bedingen. Deutsche Qualitätsprodukte und Know-how sind angesehen. Freilich gibt es auch Risiken. Das Geschäftsklima muss verbessert werden und letztlich hängt viel davon ab, dass die neue Regierung ihrer oft zitierten Absicht, für gute Regierungsführung zu sorgen, Taten folgen lässt.

blog:subsahara-afrika: Welchen Unternehmen aus welchen Branchen würden Sie denn empfehlen, einen genaueren Blick auf Mosambik zu werfen?

Kaufmann: Die Rohstoffförderung ist die Branche mit dem größten Potenzial. Das betrifft vor allem die Bergbautechnik und die Weiterverarbeitung von Rohstoffen. Aber auch bei Infrastrukturprojekten können Anbieter von Maschinen und Ausrüstungen profitieren. Für Ingenieurbüros und Consultants bieten sich gute Chancen bei der Planung und beim Bau von Straßen, Häfen oder Kraftwerken. Ein Dauerthema ist natürlich auch die Landwirtschaft.

blog:subsahara-afrika: Nennen Sie uns bitte deutsche Firmen, die bereits vor Ort die Chancen nutzen.

Kaufmann: Wir finden hier zahlreiche Ingenieurbüros wie Gauff oder Koch, DAX-Unternehmen wie Siemens, ThyssenKrupp oder Merck, Logistiker wie DHL, Schenker, Kühne und Nagel oder JAS Forwarding. Graphite Kropfmuehl ist im Bergbau tätig. Zahlreiche deutsche Marken wie etwas Bosch oder die deutschen Autoproduzenten haben Handelsvertretungen, daneben gibt es einige Importhäuser, die deutsche Produkte nach Mosambik bringen.

blog:subsahara-afrika: Welche strategische Rolle spielt der „große” Nachbar Südafrika bei der Erschließung des mosambikanischen Marktes?

Kaufmann: Südafrika ist einer der größten und wichtigsten Handelspartner und Investoren in Mosambik. Für deutsche Unternehmen mit ihren zahlreichen Tochtergesellschaften in Südafrika stellt das Land ein wichtiges Sprungbrett dar. Allerdings ist Südafrika auch eine Art Konkurrent für Mosambik, weil man in Südafrika noch besser und billiger produziert als in Mosambik.

blog:subsahara-afrika: Warum also in Mosambik investieren?

Kaufmann: Mosambik ist ebenso wie Südafrika ein wichtiges Mitglied in der Wirtschaftsgemeinschaft für das südliche Afrika, der Southern African Development Community, kurz SADC. Fortschritte bei der weiteren Integration der SADC-Staaten durch den Abbau von Zöllen oder eine Entbürokratisierung würde deutschen Unternehmen gelegen kommen, um den relativ kleinen Binnenmarkt zu vergrößern. Besonders für Transporte von der Küste ins Inland Afrikas hat Mosambik eine gute Lage und ist logistisch ein strategischer Partner Südafrikas. Wichtig zu wissen ist auch, dass es zwischen Deutschland und Mosambik noch kein Doppelbesteuerungsabkommen gibt. Das existiert aber zwischen Südafrika und Deutschland, und zwischen Südafrika und Mosambik. Dies kann die Markteintrittsstrategie beeinflussen.

blog:subsahara-afrika: Als ehemalige portugiesische Kolonie mit später engen Beziehungen zur DDR ist das Land nicht ohne europäische Prägung. Welche dieser Einflüsse sind vorteilhaft, welche können aus deutscher Sicht ein Nachteil sein?

Kaufmann: Immer noch gibt es zahlreiche Mosambikaner die gut Deutsch sprechen und eine Ausbildung aus Deutschland mitbringen. Zum Teil haben sie gute Positionen in Ministerien und Behörden. Dies ist sicher eine Chance für deutsche Firmen und Produkte. Einige deutsche Unternehmen nutzen auch die engen Verbindungen zu Portugal, um ihre Mosambikaktivitäten über Portugal zu steuern. Kenntnisse der Portugiesischen Sprache sind sicher von Vorteil. Nachteilig stellt sich manchmal die sperrige portugiesisch tradierte Verwaltung dar.

blog:subsahara-afrika: Werfen wir einen Blick auf die politischen Rahmenbedingungen. Wie schätzen Sie die Situation nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Oktober 2014 ein, auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Landes?

Kaufmann: Im Großen und Ganzen gut. Dadurch, dass der gewählte Staatspräsident Nyusi auch den Vorsitz seiner Partei Frente de Libertação de Moçambique, kurz FRELIMO, innehat, ist nunmehr ein klares „Regieren“ möglich. Die politische Stabilität hängt vor allem davon ab, wie die immer noch andauernden Diskussionen zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsparteien FRELIMO und Resistência Nacional Moçambicana, abgekürzt RENAMO, ausgehen. Und welche Antworten auf die Fragen nach der Dezentralisierung und auf die Autonomiebestrebungen der Provinzen gefunden werden. Die große Mehrheit der Bevölkerung und der Politiker will Stabilität und Gewaltfreiheit im Lande. Allerdings müssen die Institutionen der Demokratie weiter gestärkt werden. Hier gibt es noch Defizite und Spielraum für den Machtmissbrauch.

blog:subsahara-afrika: An welchen weiteren Stellschrauben sollte gedreht werden, damit sich deutsche Unternehmen in Mosambik noch stärker engagieren?

Kaufmann: Verbesserungen der bilateralen Investitions- und Handelsbeziehungen hängen auch von Reformen des Investitionsklimas ab. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat dieses Thema im Blick und kooperiert dabei auch mit der Auslandshandelskammer. Letztlich muss Mosambik aber hier einen eigenen Beitrag leisten und auch selbst exportfähige Produkte auf den Markt bringen. Daneben bedarf es Verbesserungen im Bildungs- und Gesundheitssystem, um die große Armut und die Jugendarbeitslosigkeit wirkungsvoll und nachhaltig zu bekämpfen. In Sachen Wirtschaftsförderung könnten die Mosambikanische Botschaft in Berlin und die Honorarkonsulate in Deutschland noch mehr integriert werden. Wichtig ist es auch, verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten für Exporte und Investitionen zu schaffen. Perspektivisch ist auch an ein Doppelbesteuerungsabkommen zu denken. Nicht zuletzt ist von großer Bedeutung, regelmäßig über konkrete Geschäftsmöglichkeiten zu informieren sowie Unterstützung bei der Vermittlung von Partnern wie Messen zu leisten.

kaufmann_mosambikDr. Friedrich Kaufmann ist Ökonom und Bankkaufmann. Bevor er 2014 die Leitung der Repräsentanz der Auslandshandelskammer (AHK) für das Südliche Afrika in Mosambik übernahm, leitete er dort die Wirtschaftsfakultät der Katholischen Universität in Beira (UCM) und arbeitete für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Programmleiter im Wirtschaftsministerium (MIC) in Maputo. Kontakt: Maputo@germanchamber.co.za; Internet: www.germanchamber.co.za.

(Bildnachweise: Perconte – Wikipedia.de, www.cia.gov und Dr. Friedrich Kaufmann)

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