Die World Values Survey befragt seit 1981 regelmäßig Menschen aus verschiedenen Ländern zu ihren Einstellungen und Werten. Auch knapp 1.800 Nigerianerinnen und Nigerianer wurden befragt. Die Antworten geben Aufschluss über ihre Einstellungen zum Leben, zur Familie, zur Religion als auch zum Rollenbild von Männern und Frauen.
Familie an erster Stelle
51,6 Prozent der Befragten sind verheiratet, 2,9 Prozent leben in ehe-ähnlichen Gemeinschaften, 0,3 Prozent sind geschieden und 0,2 Prozent getrennt lebend. Drei Prozent sind verwitwet und 42,1 Prozent Alleinstehend. Die Mehrzahl der Befragten (48,8 %) gab an keine Kinder zu haben. 13,6 Prozent haben zwei Kinder, gefolgt von drei Kindern (9,5 %), vier Kindern (6,9 %) oder einem Kind (6,3 %). Knapp 15 Prozent haben zwischen fünf und acht Kindern. Für 98,4 Prozent der Befragten steht ihre Familie an erster Stelle. Einen wichtigen Stellenwert nimmt mit 89,8 Prozent auch die Religion ein, gefolgt von der Arbeit (76,8 %), dem Freundeskreis (62,2 %) und von Freizeit (52,2 %).
Kinder lernen Fleiß, Religiosität, Gehorsam und Toleranz
77,7 Prozent der Nigerianer sehen es als ihre Lebensaufgabe an, ihre Eltern stolz zu machen. Bei der Frage nach Eigenschaften und Werten, die es bei der Erziehung von Kindern zu vermitteln gilt, antworteten 78 Prozent mit „Harte Arbeit“, gefolgt von „Religiösität“ (72,7 %), „Gehorsam“ (62,8 %) und „Toleranz und Respekt Anderen gegenüber“ (59,8 %). Für 80,9 Prozent spielt es keine Rolle, ihre Kinder zur Sparsamkeit zu erziehen. Ebenfalls unwichtig scheint es zu sein, die Selbstdarstellungsfähigkeiten (77,2 %), die Selbstlosigkeit (68,3 %), das Durchhaltevermögen (63,1 %) und die Unabhängigkeit (61,1 %) des Kindes zu fördern.
Der Familie gilt das volle Vertrauen
Knappe 67 Prozent der Befragten sind sehr verbunden mit ihrem Land und stolz darauf Nigerianer zu sein. Etwa 60 Prozent bezeichnen sich auch als “Weltbürger” sowie als Teil einer lokalen Gemeinschaft (61,8 %). Wenn es um das Miteinander geht, so denken 85 Prozent, dass man im Umgang mit Mitmenschen eher vorsichtig als zu vertrauensvoll sein sollte. So vertrauen die Befragten Unbekannten zu 43 Prozent nicht unbedingt und zu 35,3 Prozent gar nicht, ebenso wie Menschen anderer Religionen (32,8 % nicht unbedingt, 21,4 % gar nicht) und anderer Nationalitäten (38,3 % nicht unbedingt, 25,8 % gar nicht). Ihrer Familie hingegen vertrauen Nigerianer zu 88,5 Prozent voll und ganz, ferner Nachbarn (48,2 %) und persönlichen Bekannten (47,8 %) einigermaßen.
Tabu-Themen: Homosexualität, Prostitution und Abtreibung
Im direkten Umfeld, als Nachbarn, möchten 76,3 Prozent der Befragten keine Drogenabhängigen, keine Homosexuellen (70,5 %) oder Alkoholiker (63,7 %) haben. Homosexualität (63,9 %), Prostitution (62,1 %), Abtreibung (61,4 %) oder Selbstmord (58,4 %) sowie Scheidung (49,9 %), Geschlechtsverkehr vor der Ehe (46,1 %) oder auch Gewalt gegenüber der Ehefrau (46,8 %) sehen Nigerianer als niemals gerechtfertigt an.
Patriarchalische Prägung
Schaut man sich die Rollenverteilung von Mann und Frau an, so finden es etwa 66 Prozent der Befragten richtig, dass Männer im Falle einer Jobknappheit eher das Recht auf einen Job hätten, als Frauen. Zudem sehen es knapp die Hälfte der Befragten als problematisch an, wenn die Frau mehr Geld verdient als der Mann. 46,6 Prozent finden zudem, dass Männer die besseren Politiker und die besseren Geschäftsleute (38,5 %) sind.
Fast alle glauben an Gott
Für Nigerianer nimmt insbesondere die Religion einen hohen Stellenwert ein. So geben 99,5 Prozent an, an Gott zu glauben und mehrfach am Tag zu beten (78,2 %) sowie mehr als einmal die Woche zum Gottesdienst zu gehen (68,3 %). Dabei waren in der Stichprobe zu fast gleichen Teilen Muslime (43 %) und Katholiken (43,6 %) vertreten. Zwei Drittel der Befragten glauben, dass der Sinn der Religion ist, Anderen Gutes zu tun (61,8 %) und dem Leben nach dem Tod einen Sinn zu verleihen (68,4 %). Stehen Religion und Wissenschaft im Konflikt, würden 85 Prozent der Befragten der Religion Recht geben.
- Weitere spannende Erkenntnisse sind in der Gesamtauswertung der Nigeria-Befragung der World Values Survey zu finden.
- Wenn Sie wissen möchten, welche Werte und Normen das Zusammenleben in anderen Ländern Afrikas bestimmen, lesen Sie hier weiter:
– „Wie Äthiopier*innen ticken …”
– „Wie Ghanaer*innen ticken …“
– „Wie Kenianer*innen ticken …“
– „Wie Simbabwer*innen ticken …“
– „Wie Südafrikaner*innen ticken …“ - Kulturelle Hintergründe zu 15 afrikanischen Märkten finden Sie hier im Blog auf der Seite “Kulturkompetenz”
Die World Values Survey ist eine seit 1981 in regelmäßigen Abständen von Soziologen durchgeführte Befragung von bis heute fast 400.000 Menschen aus aktuell knapp 100 Ländern zu ihren Einstellungen und Werten und ihren Auswirkungen auf das soziale und politische Leben. 1.759 Nigerianerinnen und Nigerianer ab 18 Jahren wurden im Januar und Februar 2012 für die World Values Survey befragt. 2017 wurde die siebte Befragungswelle durchgeführt, die u.a. mehrere afrikanische Staaten umfasste. Die Auswertung wird für Ende 2019 erwartet. Die hier vorgestellten Ergebnisse beziehen sich auf die 6. Befragungswelle, die zwischen 2010 und 2014 durchgeführt wurde.
(Bildnachweise: Pixabay.com)
Ich glaube nicht, dass man sagen kann ” wie Nigerianer ticken”. In Nigeria leben sehr viele verschiedene Tribes zusammen – jede mit ihren eigenen Vorstellungen von Ehe, Familie etc.
Es ist nicht möglich die Einwohner als Nigerianer über einen Kamm zu scheren oder in einer solchen Statistik zusammen zu pressen.