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Wie Ghanaer*innen ticken …

Die World Values Survey befragt seit den 80er-Jahren regelmäßig Menschen aus verschiedenen Ländern zu ihren Einstellungen und Werten. Auch 1.552 Ghanaerinnen und Ghananer wurden befragt. Die Antworten geben Aufschluss über die Kultur Ghanas, die Einstellungen zum Leben, zur Familie, zur Religion als auch zum Rollenbild von Männern und Frauen.

Familie und Arbeit an wichtigsten

Für 95,9 Prozent der Ghanaer*innen steht die Familie an erster Stelle. Nahezu genauso wichtig sind mit 94,8 Prozent die Arbeit und mit 91,1 Prozent die Religion. Etwa der Hälfte sind Freizeit (51,9 %) und Freunde (45,7 %) wichtig. Politik findet nur knapp ein Viertel (22,5 %) bedeutend. Auch wenn die Familie sehr wichtig ist, sind nur knapp die Hälfte der Ghanaer verheiratet (48,8 %) oder leben in eheähnlichen Gemeinschaften (3,3 Prozent). Allerdings waren auch mehr als die Hälfte zum Zeitpunkt der Befragung unter 29 Jahren alt (55,8 %). Mehr als 40 Prozent sind Alleinstehend, etwa jeweils drei Prozent sind geschieden (2,7 %) oder verwitwet (3,3 %) und 1,1 Prozent leben in Scheidung. Die Mehrzahl der Befragten (40,5 %) gaben an kinderlos zu sein. 15,2 Prozent haben ein und 12,7 Prozent zwei Kinder. Knapp zehn Prozent haben jeweils drei (9,8 %) oder vier Kinder (8,5 %). 13,2 Prozent der Ghanaer haben zwischen fünf und acht Kindern.

Gott spielt eine große Rolle

Religion spielt in Ghana eine große Rolle. Für 83,8 Prozent der Ghanaer ist Gott im Leben wichtig. 99,7 Prozent glauben an ihn, beten mehrfach am Tag (72,3 %) und gehen mehr als einmal die Woche zum Gottesdienst (46,2 %). Die meisten Befragten sind Protestanten (57,9 %), gefolgt von Katholiken (13,5 %) und Muslimen (11,3 %). Weniger als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass die eigene Religion die einzig akzeptable ist und, dass Menschen anderer Glaubensgemeinschaft genauso moralisch sind, wie die eigene (70,9 %). Knapp 70 Prozent glauben, dass der Sinn der Religion ist, dem Leben nach dem Tod einen Sinn zu verleihen und Anderen Gutes zu tun (60,7 %). Stehen Religion und Wissenschaft im Konflikt, würden 89 Prozent der Befragten der Religion Recht geben.

Patriarchalische Prägung

Schaut man sich die Rollenverteilung von Mann und Frau an, so findet es die Hälfte der Befragten richtig, dass Männer im Falle einer Jobknappheit eher das Recht auf einen Job hätten, als Frauen. Zudem sehen es knapp 54 Prozent als problematisch an, wenn die Frau mehr Geld verdient als der Mann. 81,3 Prozent finden zudem, dass Männer die besseren Politiker und die besseren Geschäftsleute (68,8 %) sind. Bei der Frage nach universitärer Bildung finden allerdings 70 Prozent, dass diese für Frauen wichtiger sei, als für Männer.

Kinder lernen Fleiß, Gehorsam, Religiosität und Toleranz

71,7 Prozent der Ghanaer machen es sich zur Lebensaufgabe, ihre Eltern stolz zu machen. Bei der Erziehung ihrer Kinder sind die Eigenschaften und Werte, die Ghaner vermitteln möchten, vor allem Fleiß (85,5 %) und Gehorsam (73,8 %), gefolgt von Religiosität (70,6 %) sowie Toleranz und Respekt Anderen gegenüber (66,1 %). Für 88 Prozent spielt es keine Rolle, das Vorstellungsvermögen und die Selbstdarstellungsfähigkeiten (76,8 %) ihrer Kinder zu fördern. Ebenso wenig wird Wert darauf gelegt Kinder zur Sparsamkeit (75,6 %), zu Selbstlosigkeit (75,4 %) oder zur Unabhängigkeit (71,2 %) zu erziehen.

Nationalstolz und Misstrauen

Nahezu alle Befragten (95,6 %) sind sehr stolz darauf Ghanaer zu sein und fühlen sich ihrer Nation verbunden (75,7 %). Knapp 70 Prozent sehen sich als Teil einer lokalen Gemeinschaft, knapp 60 Prozent sehen sich auch als „Weltbürger“ und etwa die Hälfte auch als Bürger der Afrikanischen Union. Wenn es um das Miteinander geht, so denken allerdings fast alle Ghanaer (95 %), dass man im Umgang mit Mitmenschen eher vorsichtig und nicht zu vertrauensvoll sein sollte. So vertrauen 38,4 Prozent der Befragten Unbekannten gar nicht und zu 46 Prozent nicht unbedingt. Skeptisch sind sie ebenso gegenüber Menschen anderer Nationalitäten (44,0 % nicht unbedingt, 28,5 % gar nicht) oder anderer Religionen (39,0 % nicht unbedingt, 16,6 % gar nicht). Ihrer Familie hingegen vertrauen Ghanaer zu 66,6 Prozent voll und ganz sowie persönlichen Bekannten (43,8 %) und Nachbarn (41,1 %) einigermaßen.

Tabus: Homosexualität, Prostitution, Diebstahl und Abtreibung

Im ihrem direkten Umfeld, als Nachbarn, möchten Ghanaer keine Homosexuellen (79,7 %), Drogenabhängigen (78,4 %) oder Alkoholiker (67,2 %) sehen. Vor allem Homosexualität (84,9 %), Selbstmord (79,3 %), Prostitution (76,5 %) und Abtreibung (75,2 %) sehen die befragten Ghanaer als falsch und niemals vertretbar an. Auch Diebstahl (77,3 %), Steuerhinterziehung (69,1 %) oder Bestechlichkeit (67 %) sind nicht gern gesehen. Gewalt gegenüber Anderen (67,6 %) oder der eigenen Ehefrau (65,2 %) sowie Scheidungen (62,2 %) oder Geschlechtsverkehr vor der Ehe (50,9 %) gelten ebenso als unmoralisch.

Die World Values Survey ist eine seit 1981 in regelmäßigen Abständen von Soziologen durchgeführte Befragung von bis heute fast 400.000 Menschen aus aktuell knapp 100 Ländern zu ihren Einstellungen und Werten und ihren Auswirkungen auf das soziale und politische Leben. 1.552 Ghanaerinnen (769) und Ghanaer (783) ab 18 Jahren wurden im 2011 für die World Values Survey befragt. Seit 2017 läuft die siebte Befragungswelle, die u.a. mehrere afrikanische Staaten umfasst. Die hier vorgestellten Ergebnisse beziehen sich auf die 6. Befragungswelle, die zwischen 2010 und 2014 durchgeführt wurde.

(Bildnachweis: Niroworld – Fotolia.com und Pixabay.com)

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