Die Weltbank vergleicht für ihren Doing Business Report seit 17 Jahren die unternehmerischen Rahmenbedingungen u.a. in Subsahara-Afrika – von der Gründung, über den Betrieb bis hin Abwicklung eines Unternehmens. Wo in Afrika südlich der Sahara aktuell die besten Rahmenbedingungen herrschen, lesen sehen Sie hier.
Subsahara-Afrika nach wie vor unternehmerisch herausfordernd
Trotz reger Reformbemühungen und sukzessiver Verbesserungen bleibt Subsahara-Afrika die herausforderndste Geschäftsregion weltweit. Im letzten Jahr haben die Märkte der Region zwar einen leichten Zuwachs von 50,9 auf 51,8 durchschnittliche Punkte im Doing Business Report erreicht. Im regionalen Vergleich ist dies allerdings der letzte Rang, die EU-Märkte hingegen erreichen durchschnittlich 73,1 Punkte, weltweit liegt der Durchschnitt bei 63 Punkten.
Gewinner und Verlierer
Die ersten vier Plätze des regionalen Rankings belegen unverändert zum Vorjahr Mauritius, Ruanda, Kenia und Südafrika. Mauritius bietet seit Jahren die besten Rahmenbedingungen für Geschäfte in Afrika, macht im aktuellen Ranking weitere sieben Ränge gut, und ist zudem im zweiten Jahr in Folge als einziges afrikanisches Land unter den Top-20-Märkten weltweit. Unter den Top-50 weltweit ist neben Mauritius auch Ruanda auf Rang 38, dass allerdings im Vergleich zum Vorjahr vier Reformen weniger an den Start gebracht hat (2020: 3 Reformen) und insgesamt 9 Ränge einbüßt. Südsudan, Eritrea und Somalia sind weiterhin die Märkte mit den schlechtesten Geschäftsbedingungen der Region sowie weltweit. Insgesamt konnten 18 Märkte ihre Position im Ranking verbessern, 20 Länder haben sich verschlechtert, 10 ihre Position gehalten. Den mit 40 Plätzen mit Abstand größten Sprung im weltweiten Ranking hat Togo auf Rang 97 (2019: 137) gemacht. Neben Togo gehört auch Nigeria (Rang 131) mit einem Anstieg um 15 Ränge zu den Top-10-Märkten weltweit, die ihre Geschäftsbedingungen am signifikantesten verbessert haben. Ihnen folgen der Senegal, der 18 Plätze gut macht, Simbabwe (15 Plätze rauf) und Côte d’Ivoire (12 Plätze rauf). Der größte Verlierer der Region ist mit einem Sturz von 16 Rängen Lesotho, gefolgt vom Sudan (-9 Plätze), Ruanda (-9), den Kapverden (-6) und Gambia (-6).
Rückläufige Reformtätigkeit
Mit jeweils sechs Reformen haben Kenia und Nigeria die meisten Verbesserungen implementiert, gefolgt von Togo und Simbabwe mit jeweils fünf Reformen. Der Top-Performer in der Region, Mauritius, hat 2019 vier Reformen auf den Weg gebracht, unter anderem zur Vereinfachung der Insolvenzabwicklung und in der Durchsetzung von Verträgen. Insgesamt aber hat die Reformtätigkeit in der Region abgenommen. Von den 48 Märkten führten 17 im letzten Jahr keine einzige Reform durch. Damit wurden 2019 nur 73 Verbesserungen in die Wege geleitet, während es im Jahr davor noch 108 waren. Insgesamt hatten 2019 etwa 25 Prozent aller weltweit durchgeführten Maßnahmen zur Verbesserung des Geschäftsumfeldes ihren Ursprung in Afrika. Vor allem in den Bereichen der Geschäftsgründung, dem Umgang mit Baugenehmigungen und dem Zugang zu Krediten haben sich mit je 12 umgesetzten Maßnahmen die Bedingungen in der Region verbessert. Die wenigsten Reformen wurden in Bezug auf den Schutz von Minderheitsbeteiligungen und den grenzüberschreitenden Handel umgesetzt.
Zeitaufwändige und teure Geschäftsprozesse
Schaut man sich die einzelnen Geschäftsprozesse im Vergleich an, erklärt sich der Rückstand der Region im Ranking. Dauert es beispielsweise in der Europäischen Union (EU) knappe 12 Tage bis zur Gründung eines Unternehmens, werden in Subsahara-Afrika etwa 22 Tage benötigt. Trotz des interkontinentalen Freihandelsabkommens muss an innerafrikanischen Grenzen mit zeitaufwändigen Zollkontrollen gerechnet werden – der Export dauert durchschnittlich 97 Stunden (EU: 8 Std.), der Import mehr als 126 Stunden (EU: 1,7 Std.). Auch die Kosten der Grenzabwicklung sind nicht zuletzt aufgrund von Korruption hoch im Vergleich mit der EU. So kostet der Export durchschnittlich 603 US-Dollar (USD), der Import 691 USD innerhalb Subsahara-Afrikas. Unternehmen in der EU zahlen durchschnittlich 87 bzw. 29 USD für den Ex- bzw. den Import. Kosten sind auch beim Netz-Anschluss in Afrika südlich der Sahara ein Faktor. Auch wenn man in der Region mit 110 Tagen fast genauso schnell ans Netz angeschlossen wird, wie im europäischen Durchschnitt (91 Tage), kostet der Zugang zu Elektrizität mit 3.187 Prozent des durchschnittlichen nationalen Pro-Kopf-Einkommens fast das dreißigfache im Vergleich mit europäischen Märkten (111,6 % des Pro-Kopf-Einkommens).
Doing Business Rangliste für Subsahara-Afrika (2020)
- Hier geht’s zum Download des Reports: Doing Business – Sub-Saharan Africa (SSA) 2020
Die Weltbank gibt seit 2002 jährlich Doing Business Reports heraus. Sie untersucht und vergleicht darin 190 Wirtschaften auf ihre Rahmenbedingungen für ein unternehmerisches Engagement. Im weltweiten Vergleich bestehen 2020 in Neuseeland (Rang 1), gefolgt von Singapur (2), Hongkong (3), Dänemark (4), der Republik Korea (5) und den Vereinigten Staaten (6) die besten Bedingungen. Deutschland landet im weltweiten Vergleich auf Platz 22.
(Bildnachweis: iconista und rnl – Fotolia.com)
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