Transparency International hat den Korruptionswahrnehmungsindex* für 2019 herausgegeben. Er misst die im öffentlichen Sektor wahrgenommene Korruption in 180 Ländern, darunter auch 49 Länder in Subsahara-Afrika. Welches Land ist das integerste, welches das korrupteste in der Region? Das erfahren Sie hier.
Subsahara-Afrika nach wie vor korrupteste Weltregion
Subsahara-Afrika ist die Weltregion mit der niedrigsten durchschnittlichen Punktzahl im Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) 2019 von Transparency International. Die fünf integersten Länder der Welt hingegen sind Dänemark, Neuseeland, Finnland, Singapur und Schweden. Deutschland landet 2019 auf dem neunten Rang. Die Hälfte der Länder im weltweiten Ranking liegen unter 50 Punkten, der durchschnittliche Wert liegt bei 43. Subsahara-Afrika erreicht durchschnittlich nur 32 Punkte, was auf ein schlechtes Anti-Korruptions-Management auf dem Kontinent schließen lässt. In der gesamten Region südlich der Sahara werden monetäre Anreize genutzt, um Wahlen zu gewinnen, Machtpositionen zu festigen oder persönliche Interessen durchzusetzen.
Seychellen integerstes Land in Subsahara-Afrika
Mit 66 Punkten und an weltweit 27. Stelle erzielen die Seychellen die höchste Punktzahl in der Region. Auch wenn Geldwäsche-Probleme (die nicht vom CPI erfasst werden) die Integrität des Landes in Frage stellen könnten, neue Antikorruptionsgesetze und eine neu eingerichtete Antikorruptionskommission stützen die erneute Top-Platzierung des Landes im Ranking. Auf die Seychellen folgen Botswana (Platz 34), die Kapverden (Rang 41), Ruanda (51) und Mauritius (56) als integerste Länder der Region.
Die größte positiven Effekte im Vergleich zum Vorjahr hat Angola von Rang 165 auf 146 erzielt (+19 Plätze). Äthiopien verbesserte sich um 18 Plätze, Mosambik um 12. Den größten Absturz um 24 Ränge hatte Eswatini (vorm. Swasiland) zu verkraften, gefolgt von Liberia (-17), Mali (-10), den Komoren (-9) und Sambia (-8).
Somalia korruptestes Land weltweit
Mit dem niedrigsten CPI-Wert von 9 Punkten und auf Rang 180 bleibt Somalia das korrupteste Land der Welt und der Region, gefolgt vom Südsudan (179), Sudan (173) und Äquatorialguinea (173).
Auf Rang 168 am unteren Ende des Index hat die Demokratische Republik Kongo (DRC) auch große Herausforderungen zu meistern. Laut jüngstem Korruptionsbarometer für Afrika ist die politische Integrität unter Regierungsbeamten äußerst gering. 79 Prozent der befragten Bürger in der DRC glauben, dass alle oder die meisten Parlamentarier korrupt sind.
In Madagaskar bleibt die Unabhängigkeit der Justiz ein Problem. In jüngerer Zeit hat die nationale Antikorruptionsbehörde rechtliche Schritte gegen mehr als die Hälfte der Parlamentarier des Landes eingeleitet, weil ihnen Bestechung vorgeworfen wird.
Spotlight auf Angola
Nach vier Jahrzehnten autoritärer Herrschaft hat Angola im diesjährigen Index den größten Sprung nach vorne gemacht – um 19 Plätze auf Rang 146. Trotzdem liegt es mit 26 Punkten immer noch deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 43.
Isabel Dos Santos, die reichste Frau Afrikas und Tochter des ehemaligen angolanischen Präsidenten, wurde Monate nach der Wahl von Präsident Lourenço als Leiterin des staatlichen Öl- und Gasunternehmens Sonangol entlassen. Im Dezember 2019 wurde ihr Vermögen aufgrund von Korruptionsvorwürfen eingefroren.
Zwar hat das Land gestohlene Vermögenswerte in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar zurückgefordert, dennoch besteht noch Nachholbedarf, um die Integrität zu stärken und die Transparenz im Umgang mit den Öleinnahmen zu erhöhen.
Spotlight auf Ghana
Ghana ist als Leuchtturm der Demokratie in Westafrika bekannt. Trotzdem hat es seit 2014 sieben Punkte im Index verloren und landet auf Rang 11 in der Region, weltweit auf dem 80. Platz.
Bestechungsvorwürfe gegen den Obersten ghanaischen Gerichtshof im Jahr 2015 und die Ermordung des investigativen Journalisten Ahmed Hussein-Suale Anfang 2019 haben ernsthafte Zweifel an der Integrität des Landes aufkommen lassen.
Lichtblicke gibt es dennoch – so wurde 2017 u.a. eine Sonderstaatsanwaltschaft berufen, die Korruptionsfälle untersuchen und strafrechtlich verfolgen soll.
Langzeit-Gewinner und -Verlierer
Der Senegal (Rang 66) und die Cote d’Ivoire (Rang 106) haben seit 2012 spürbare Verbesserungen in Bezug auf die Korruption erzielt. Dennoch gibt es noch viel zu tun. Der politische Wille der Staats- und Regierungschefs beider Länder, die in ihren ersten Amtszeiten eine Reihe wichtiger Reformen durchgeführt haben, ist seit 2016 spürbar rückläufig.
Seit 2012 haben mehrere Länder, darunter der Kongo (Rang 165), Liberia (137. Platz), Madagaskar (158) und Malawi (123) deutliche Rückgange im Index verzeichnet. Aus dem Kongo wurde wiederholt über Geldwäsche und Unterschlagung öffentlicher Gelder durch die politische Elite des Landes berichtet, die meist nicht von den nationalen Behörden geahndet worden sind.
Rang Subsahara-Afrika | Land | Rang weltweit 2019 | Rang weltweit 2018 | Rang Änderung | CPI-Punkte 2019 |
---|---|---|---|---|---|
1 | Seychellen | 27 | 28 | 1 | 66 |
2 | Botswana | 34 | 34 | 0 | 61 |
3 | Kap Verde | 41 | 45 | 4 | 58 |
4 | Ruanda | 51 | 48 | -3 | 53 |
5 | Mauritius | 56 | 56 | 0 | 52 |
6 | Namibia | 56 | 52 | -4 | 52 |
7 | São Tomé und Príncipe | 64 | 64 | 0 | 46 |
8 | Senegal | 66 | 67 | 1 | 45 |
9 | Südafrika | 70 | 73 | 3 | 44 |
10 | Benin | 80 | 85 | 5 | 41 |
11 | Ghana | 80 | 78 | -2 | 41 |
12 | Burkina Faso | 85 | 78 | -7 | 40 |
13 | Lesotho | 85 | 78 | -7 | 40 |
14 | Äthiopien | 96 | 114 | 18 | 37 |
15 | Gambia | 96 | 93 | -3 | 37 |
16 | Tansania | 96 | 99 | 3 | 37 |
17 | Elfenbeinküste | 106 | 105 | -1 | 35 |
18 | Sambia | 113 | 105 | -8 | 34 |
19 | Eswatini (vorm. Swasiland) | 113 | 89 | -24 | 34 |
20 | Sierra Leone | 119 | 129 | 10 | 33 |
21 | Niger | 120 | 114 | -6 | 32 |
22 | Gabun | 123 | 124 | 1 | 31 |
23 | Malawi | 123 | 120 | -3 | 31 |
24 | Dschibuti | 126 | 124 | -2 | 30 |
25 | Guinea | 130 | 138 | 8 | 29 |
26 | Mali | 130 | 120 | -10 | 29 |
27 | Togo | 130 | 129 | -1 | 29 |
28 | Kenia | 137 | 144 | 7 | 28 |
29 | Liberia | 137 | 120 | -17 | 28 |
30 | Mauretanien | 137 | 144 | 7 | 28 |
31 | Uganda | 137 | 149 | 12 | 28 |
32 | Angola | 146 | 165 | 19 | 26 |
33 | Mosambik | 146 | 158 | 12 | 26 |
34 | Nigeria | 146 | 144 | -2 | 26 |
35 | Kamerun | 153 | 152 | -1 | 25 |
36 | Komoren | 153 | 144 | -9 | 25 |
37 | Zentralafrikanische Republik | 153 | 149 | -4 | 25 |
38 | Madagaskar | 158 | 152 | -6 | 24 |
39 | Simbabwe | 158 | 160 | 2 | 24 |
40 | Eritrea | 160 | 157 | -3 | 23 |
41 | Tschad | 162 | 165 | 3 | 20 |
42 | Burundi | 165 | 170 | 5 | 19 |
43 | Kongo | 165 | 165 | 0 | 19 |
44 | Kongo DR | 168 | 161 | -7 | 18 |
45 | Guinea-Bissau | 168 | 172 | 4 | 18 |
46 | Äquatorialguinea | 173 | 172 | -1 | 16 |
47 | Sudan | 173 | 172 | -1 | 16 |
48 | Südsudan | 179 | 178 | -1 | 12 |
49 | Somalia | 180 | 180 | 0 | 9 |
Details, Hintergründe und Perspektiven zur Korruption in Subsahara-Afrika bietet der Bericht von Transparency International: „CPI 2019: Sub-Saharan Africa”. Der aktuelle “Corruption Perceptions Index 2019“ analysiert die Entwicklung der Korruption weltweit.
*Der seit 1995 herausgegebene Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index, CPI) beruht auf Expertenbefragungen und bewertet die bei Politikern und Beamten wahrgenommene Korruption auf einer Skala von 0 (hohes Maß an wahrgenommener Korruption) bis 100 (keine wahrgenommene Korruption).
(Bildnachweis: pixabay.com)
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