„Der größte Fehler, den man in Afrika machen kann, ist es, einfach dort hinzugehen, wo man immer schon hingegangen ist, und dort zu investieren, wo bereits seit 200 Jahren Investitionen getätigt werden.“ so der Botschafter der Republik Südafrika in Deutschland, S.E. Ehrwürden Dr. Makhenkesi Stofile, zu Investitionen deutscher Unternehmen in Südafrika im Rahmen des 3. Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsforums NRW in Dortmund am 6. Februar 2014.
Knapp 300 Teilnehmer aus den Sektoren erneuerbare und konventionelle Energie, aus dem Bergbau, dem Baugewerbe, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Logistik informierten und tauschten sich in Dortmund ebenso über Investitionsmöglichkeiten und Risiken eines Engagements in Afrika aus, wie Vertreter der Branchen Pharmaindustrie, Chemie und Medizintechnik, Wasseraufbereitung, Handel sowie Beratungs- und Ingenieurdienstleistungen. Die Themen “Infrastruktur und Bauwirtschaft”, “Rohstoffe und Bergbau”, “Erneuerbare Energien und Umwelttechnik” sowie “Pharmaindustrie, Gesundheit und Medizintechnik” standen auf der Agenda, wie auch das “Doing Business in Africa” und die Möglichkeit zur Beratung durch die Delegierten der Deutschen Wirtschaft in Afrika in der AHK-Lounge. Die Teilnehmer nutzen die begleitende Ausstellung sowie den Mittags- und Abendimbiss zum Kennenlernen und Wiedersehen sowie zur Vertiefung der Gespräche mit den afrikanischen Delegierten der AHK-Lounge.
Afrikanische Wachstumsmärkte mit globaler Bedeutung
Eröffnet hat das Forum u.a. die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW, Dr. Angelica Schwall-Düren. Die Ministerin lobte die Anwesenheit der afrikanischen Botschafter sowie wichtiger Institutionen und Unternehmerpersönlichkeiten und beschrieb die Bedeutung und die Perspektiven des afrikanischen Kontinents für die deutsche Wirtschaft wie folgt: „Afrikas wirtschaftlicher Aufstieg ist in aller Munde und es besteht kaum ein Zweifel daran, dass der afrikanische Kontinent heute und in näherer Zukunft ein Wachstumsmarkt von globaler Bedeutung ist und bleiben wird. […] Afrika wird der dynamischste globale Wachstumsmarkt in den kommenden Jahren, wenn nicht des Jahrzehnts sein und bietet auch Unternehmen aus Deutschland und natürlich damit auch aus Nordrhein-Westfalen erhebliche wirtschaftliche Chancen. Dies gilt vor allem in Brachen wie der Infrastruktur und im Bauwesen, in der Logistik oder bei erneuerbaren Energien und in der Umwelttechnik, die in Afrika stark wachsen werden […]. Speziell aus Sicht von NRW sollten sich daneben vor allem der klassischen Bergbautechnik und der klassischen Bergbauzulieferern große Chancen auf dem afrikanischen Markt ergeben. Es kommt hinzu, dass wir Deutschen mit unseren Sekundärtugenden Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Präzision und mit der Qualität deutscher Produkte auch in Afrika einen außerordentlich guten Ruf genießen.“
Konkrete Geschäftschancen in Botswana, Mosambik und Kenia
Matthias Boddenberg, Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika, ging im weiteren Verlauf auf konkrete Geschäftsmöglichkeiten in der Region südliches Afrika ein: „Chancen ergeben sich insbesondere in Ländern mit demokratischer Grundordnung, mit verlässlicher Rechtsprechung und guter Regierungsführung. Hierzu gehören Botswana, Mosambik aber auch Kenia.“ Angola sei laut Boddenberg zwar auch eines der Länder mit großen Chancen, aber auch mit großen Problemen in der Regierungsführung.
Als besonders aussichtsreich benennt Boddenberg dabei folgende Investitionsbereiche:
- den Infrastrukturbereich im Straßen- und Eisenbahnbau sowie auch in der Energiegewinnung, -transmission und -verteilung insbesondere durch den Southern African Power Pool (SAPP) in Simbabwe,
- das Wassermanagement und die Wasserversorgung insbesondere für Hersteller von Pipelines, Rohren und Verbindungsstücken in der Region Gauteng / Lesotho aber auch in Südafrika,
- die Rohstoffförderung und -verarbeitung insbesondere in der Kohleverflüssigung (coal-to-liquid) und der Kohlevergasung (coal-to-gas) in Mosambik,
- die Informations- und Kommunikationsbranche sowie
- die Landwirtschaft, vor allem in der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung in Sambia und Ghana und
- den Konsumsektor aufgrund der wachsenden Mittelschichten in Südafrika aber auch Angola, Botswana, Namibia sowie Mosambik und Sambia.
Chinas Engagement nützt deutschen Unternehmen
Das Engagement der Chinesen in Afrika und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für hochwertige Produkte und Serviceleistungen „Made in Germany“ standen immer wieder im Fokus des Austausches. „In den letzten Jahren haben wir mit einen sehr aggressiven chinesischen Ansatz in Afrika zu kämpfen […] den Chinesen [ist] jede Methode Recht, um Geschäfte zu machen. Es hat sich aber in einigen Ländern herausgestellt, dass sich die Chinesen damit keinen Gefallen getan haben, sie haben ihren guten Namen in einigen Ländern verspielt, eines dieser Länder ist Sambia. In Sambia ergeben sich mittlerweile für deutsche Unternehmen bessere Chancen aufgrund unserer konsequenten Haltung und unserem nicht-gebraucht von innoffiziellen Mitteln.“, so Matthias Boddenberg. Auch der Honorarkonsul der Republik Südafrika, Hans Jörg Hübner, bestätigt diese Beobachtung: „Die Chinesen, die so erfolgreich sind, tun alles um ihre eigenen Chancen zu zerstören. Viele Staaten haben inzwischen gemerkt, dass der Zuschlag für ein Infrastrukturprojekt überhaupt keine Verbesserung für das Land bedeutet.“ Ministerin Dr. Schwall-Düren ruft in diesem Zusammenhang zu verstärktem deutschem Engagement auf: „Die oft zu hörenden Klagen […], mit welcher Macht, mit welcher Skrupellosigkeit sich vor allem chinesische Unternehmen in Afrika breit machen, sind zwar sicher zum Teil berechtigt, sie helfen aber nicht weiter, wenn wir uns nicht als Deutsche selber intensiver um den afrikanischen Markt kümmern.“
Appell zu deutsch-afrikanischer Kooperation
Mit einem Appell des südafrikanischen Botschafters Dr. Stofile zur Intensivierung der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit schloss die Veranstaltung: „Es ist meine Aufgabe als Botschafter, die Geldgeber zu überzeugen, mit ihrer Investition etwas in meinem Land zu bewegen und den Unterschied auszumachen. […] Die Deutschen haben das Know-how, sie arbeiten hart, aber die Afrikaner wissen, wie und wo es die deutschen Investments einzusetzen gilt.“
Impressionen: 3. Deutsch-Afrikanisches Wirtschaftsforum
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Die Teilnehmer, Referenten und Organisatoren des Wirtschaftsforums zeigten sich zufrieden mit dem deutsch-afrikanischen Austausch und freuen sich auf ein Wiedersehen in 2016.
Beiträge gehört, notiert und übersetzt im Rahmen des Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsforums NRW, Dortmund, 6. Februar 2014.
(Bildnachweise: © Tanusha – Fotolia.com und Auslandsgesellschaft NRW / Cornelius Dally)
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