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Chancen für Anlagenbauer in Afrika: Bauwirtschaft stabiler Faktor – neuer Markt für Umwelttechnik

Die langsam, aber stetig wachsende Industrialisierung der Länder Subsahara-Afrikas machen diese Region mangels Eigenproduktion von Maschinen und Ausrüstungen auch weiterhin zu einem wichtigen Absatzmarkt für ausländische Hersteller. Welche Branchen und Länder bieten derzeit die besten Aussichten, welche Finanzierungswege und Kooperationsformen existieren? Der fünfte Artikel der insgesamt zehn Beiträge umfassenden Serie beschäftigt sich mit dem traditionellen Nachfragemarkt Bauausrüstungen sowie dem neuen, zukünftig auch in Afrika wichtiger werdenden Sektor Umwelttechnik (Wasser, Abfall, Luft).

Im Fokus dieses Teils der Serie:

West- und Zentralafrika: Franzosen erhalten mehr internationale Konkurrenz

Seit nahezu einem Jahrzehnt wird die Bauwirtschaft Afrikas dominiert von den Chinesen, die inzwischen mehr als 2.000 staatlich finanzierte Unternehmen (Chinese State Owned Companies/SOEs) auf dem Kontinent etabliert und in der Bauindustrie einen Marktanteil erobert haben, der den der traditionellen internationalen Konkurrenz (Frankreich, Italien, USA) zusammengenommen übersteigt (siehe auch: www.equaltimes.org). Eine detaillierte Analyse der chinesischen Aktivitäten im Projektsektor Afrikas findet sich unter: www2.deloitte.com.

Fest im frankophonen Markt etabliert sind die mächtigen französischen Konzerne Bouygues, Vinci, Eiffage und Razel-Bec oder Sogea-Satom, die aber ihre traditionelle Markmacht zusehends gegen die chinesische Konkurrenz zu verteidigen haben. Aber auch aus Südkorea, der Türkei sowie aus Nordafrika stoßen vermehrt Wettbewerber in das frankophone Afrika vor.

Chinesische Baufirmen bevorzugen erwartungsgemäß Baumaschinen aus China. In einzelnen Ländern, wie etwa Kamerun, ist es erfahrungsgemäß ratsam, als ausländisches Unternehmen möglichst nur mit einem lokalen Partner aktiv zu werden, der sich mit den zahllosen bürokratischen Verfahren auskennt. Aus Deutschland ist vor allem die Bau-und Engineeringfirma Gauff in rund einem Dutzend Länder Subsahara-Afrikas (West-, Zentral-, Ostafrika) mit Niederlassungen vertreten und in zahlreichen Projekten aktiv (siehe im einzelnen unter: www.gauff.com).

Im regional führenden frankophonen Land Côte d’Ivoire hat sich ein anhaltender Bauboom vor allem im Großraum der Hauptstadt Abidjan entwickelt, der alle Bereiche der Wirtschaft erfasst, darunter privater und gewerblicher Wohnungsbau, Errichtung von Einkaufszentren sowie Bau von Industrieanlagen. Dementsprechend dürfte die Nachfrage nach importierten Baumaschinen auch in Zukunft hoch bleiben, da es keinerlei Baumaschinenproduktion vor Ort in Côte d’Ivoire gibt. Vor allem bei wartungsintensiven Maschinen gehen ausländische Hersteller häufig lokale Vertriebspartnerschaften ein, wie zum Beispiel aus Deutschland die Baumaschinenfirmen Bomag, Wirtgen und Liebherr. Ein bevorzugter lokaler bzw. regionaler Vertriebsspezialist bei Maschinen ist vor allem die (ursprünglich aus Frankreich stammende) CFAO Group.

Auch in Senegal floriert die Bauwirtschaft schon seit Jahren. In dem frankophonen Land dominieren ebenfalls französische Maschinenbauer mit ihren hochwertigen Produkten den Markt. Neben den Franzosen mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent verfügen deutsche, italienische und belgische Hersteller jeweils über rund 10 Prozent (siehe hierzu auch: www.gtai.de). Neue Konkurrenz mit billigeren Angeboten stammt hauptsächlich aus der VR China sowie aus den nordafrikanischen Ländern sowie auch der Türkei. Der Bauboom konzentriert sich neben dem Großraum Dakar vor allem auf das Stadtbauvorhaben im nur 20 km entfernten Diamniadio, wo mit Investitionen von rund 2 Mrd. US$ eine neue futuristische Stadt zur Entlastung der überfüllten Hauptstadt entsteht. Diamniadio wird sich auf rund 16.000 qkm erstrecken und unter anderem einen Industriepark, Veraltungsgebäude für staatliche Ministerien, Freizeit- und Vergnügungsanlagen sowie eine Universität für 30.000 Studenten erhalten. Außerdem soll die neue Stadt Wohnungen für etwa 350.000 Einwohner aller Einkommensschichten zur Verfügung stellen und einen Nahverkehrszug zur Verbindung mit Dakar bekommen. Kernstück des Vorhabens, das als ein Paradebeispiel für moderne Stadtplanung gilt, soll die sogenannte Diamniadio Lake City (DLC) mit einem speziellen modernen Architekturdesign werden.

In Gabun haben Weltbank und Afrikanische Entwicklungsbank rund 1 Mrd. US$ für Infrastrukturvorhaben und zugehörige Projekte bereit gestellt. Zu den Bereichen mit guten Aussichten für Zulieferer gehören etwa vorgefertigte Bauteile für den Wohnungsbau, Anbieter von Ausrüstungen und Werkzeugen sowie Straßenbaumaschinen. Prioritäre Bereiche der Infrastruktur sind Transportwesen, Straßen- und Wohnungsbau, öffentliche Versorgungseinrichtungen, Häfen, Krankenhäuser und Schulen. Außerdem gibt es Aussichten für Zulieferer und Investoren unter anderem im Sektor Wasserversorgung und –aufbereitung, gegenwärtig vor allem im Rahmen des „Libreville Integrated Drinking Water Supply and Sanitation Programme“ als Teil des bis 2025 laufenden landesweiten Sektorprogramms (Water and Sanitation Sector Development Programme).

Ghana und Nigeria: Lebhafte Nachfrage und bürokratische Hürden

Auch in Ghana hat sich der Bauboom seit Jahren gehalten, trotz zwischenzeitlicher Wirtschaftskrise durch den Ölpreisverfall. Besonders rege ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien im Großraum Accra, wobei die Baufirmen teilweise noch selbst für die notwendige Infrastruktur wie Straßen und Wasserleitungen sorgen müssen. Unterstützt wird der Sektor durch ein 2018 eingeführtes neues Hypothekenvergabesystem mit öffentlichen und privaten Mitteln (Mortgage and Housing Finance Market Scheme, siehe dazu: https://oxfordbusinessgroup.com). Die Regierung hat ferner eine neue Überwachungsbehörde für den Bausektor – Construction Industry Development Authority (CIDA) – errichtet, bei der sich unter anderem alle Kontraktoren, Consultants und andere zugehörige Unternehmen wie auch etwa Lieferanten von Baumaterialien registrieren müssen (siehe dazu auch: https://oxfordbusinessgroup.com). Der anhaltende Bauboom hat ferner zu einigen neuen Investitionen in der Zementproduktion geführt, unter anderem durch den nigerianischen Marktführer Dangote Cement, eines der größten Unternehmen Westafrikas.

Im Sektor Umwelttechnik hat Ghana eine Art Vorreiterrolle für die Recyclingwirtschaft übernommen, um der – für Afrika typischen – Müllberge Herr zu werden. Seit einigen Jahren operiert in Accra ein Recyclingbetrieb im Auftrag der Regierung, und jährlich findet in Ghanas Hauptstadt eine internationale Konferenz mit Experten aus ganz Afrika zum Thema nachhaltige Abfallwirtschaft statt (Africa Clean-Up Conference). Im Rahmen der Entwicklungshilfe ist auch Deutschland mit KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) in diesem Sektor in Ghana engagiert.

In Nigeria gelten vor allem die bürokratischen Hürden als eines der größten Probleme der Bauwirtschaft. Regelmäßig befindet sich das Land auf den hintersten Rängen bezüglich der Vergabe von Baugenehmigungen im jährlichen „Doing Business“-Report der Weltbank. Als Beispiel gilt der Bau eines Warenlagers, für den 15 einzelne Verfahrensschritte nötig sind, die 110 Tage dauern und fast ein Viertel der Gesamtkosten des Projekts verschlingen (siehe auch weitere Informationen unter: https://oxfordbusinessgroup.com).Wegen des anhaltend hohen Nachholbedarfs im Bereich Infrastruktur, speziell Straßen- und Wohnungsbau, bemüht sich die Regierung verstärkt um die Beteiligung privater Investoren vor allem im Rahmen von Public Private Partnership (PPP), für deren Überwachung eine eigene Behörde (Infrastructure Concession Regulatory Commission/ICRC) zuständig ist. In der langfristigen Planung der Regierung sind Gesamtinvestitionen für Infrastruktur in der Größenordnung von annähernd 3 Billionen US$ im Lauf von mehreren Jahrzehnten angesetzt. Zur Deckung der Infrastrukturlücke werden in den kommenden Jahren jährlich mindestens 18 Mrd. US$ an notwendigen Ausgaben veranschlagt. Die Entwicklung von PPPs hat sich in den vergangenen Jahren stetig erhöht, darunter ein landesweites Wohnungsbauprojekt für staatliche Bedienstete sowie ein Großprojekt im Straßenbau zur Anbindung des Niger Deltas (Bonny Bodo Road Project), das bereits seit 40 Jahren immer wieder aufgeschoben wurde und das nun mit Beteiligung der deutschstämmigen führenden Baufirma Julius Berger umgesetzt wird (Projektwert rund 400 Mio. US$). Ansonsten ist vor allem die VR China mit ihrer China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) ein wichtiger Player speziell bei kapitalintensiven Großprojekten, darunter ein Wohnungsbauprojekt von 300 Mio. US$ für untere und mittlere Einkommensbezieher sowie ein Eisenbahnmodernisierungsvorhaben für 46 Mrd. US$. Ein kleineres Projekt zum Bau von 2.600 Sozialwohnungen (sogenannte affordable housing units) wurde mit veranschlagen Kosten von 30 Mio. US$ im Bundesstaat Yobe gestartet. Finanziert wird das Bauvorhaben von dem Family Home Fund (FHF), Fertigstellung ist bis Frühjahr 2023 geplant.

Nigerias Problem im Umweltsektor ist vor allem die Rolle des Landes als einer der führenden Müllabladeplätze der Industrieländer für „E-Müll“. Gefördert wird das Geschäft durch den blühenden lokalen Markt für gebrauchte importierte Elektronikgeräte, die jedoch zum großen Teil fast das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben. Das Land braucht daher dringend ein effizientes Sammelsystem für toxischen E-Müll, der vor allem in Lagos in mehreren unregulierten, toxisch verseuchten Großabladeplätzen landet.

Ostafrika: Chinesen werden dominierender Faktor

Im ostafrikanischen Schwerpunktland Kenia bildet die wachstumsträchtige Bauindustrie eine der wichtigsten Stützen der Wirtschaftsentwicklung, getragen durch großangelegte öffentliche Infrastrukturvorhaben sowie steigende Nachfrage nach gewerblichen und Wohnimmobilien vor allem in kombiniert gewerblich und privat nutzbaren Anlagen. Langfristig ist ein nachhaltiger Wachstumstrend vor allem von der Verfügbarkeit privaten Kapitals für solche Projekte abhängig. Wegen der Bedeutung Kenias in Subsahara-Afrika und als Eingangstor speziell zum Regionalmarkt Ostafrika nimmt die Attraktivität des Immobilienmarkts des Landes auch für ausländische Investoren zu. Ein Problem bleibt noch für einen Großteil der 44 Mio. Einwohner, trotz wachsender Mittelklasse, die Finanzierbarkeit von Wohneigentum. In dem Zusammenhang hat erst kürzlich (Mai 2019) die Weltbank dem Land einen Kredit von 250 Mio. US$ bewilligt zur Finanzierung eines großangelegten Wohnungsbauprojekt für mittlere Einkommensklassen (sogenanntes affordable housing project). Für diesen Sektor wurde die Kenya Mortgage Refinance Corporation (KMRC) im Geschäftsbereich der Zentralbank (Central Bank of Kenya/CBK) errichtet. Mittelfristiges Ziel der KMRC ist eine Verdreifachung des Anteils städtischer Haushalte mit Zugang zu Hypothekenkrediten.

Die Chinesen sind seit über zehn Jahren ein dominierender Faktor in der kenianischen Bauwirtschaft, ursprünglich vor allem im Straßenbau, aber inzwischen auch in Bereichen wie Eisenbahn- und ebenso Wohnungsbau, oder auch – wie vor einigen Jahren – etwa beim landesweiten Bau von Kirchen. Wie überall in Afrika sichern sich die Chinesen auch in Kenia vor allem durch großzügige Finanzierungsangebote die Aufträge für kostspielige Megaprojekte vom Staat. Der anhaltende Bauboom in Kenia zieht aber auch andere internationale Wettbewerber an, wie etwa den US-Konzern Bechtel, eine der größten Bau- und Engineering-Firmen der Welt, der seit 2017 seine Afrika-Zentrale in Nairobi errichtet hat. Schlechte Presse bekam eine nigerianische Baufirma, Reynolds Construction Company, für Verzögerung eines größeren Straßenbauprojektes. Die in Kenia allgegenwärtige Korruption verschont im Übrigen auch und gerade den Bausektor nicht, wo es um Millionen- und Milliardenbeträge geht: Das neueste bekanntgewordene Betrugssystem sind offenbar Absprachen zwischen Baufirmen und Staatsbediensteten zur bewussten Verzögerung von Bauvorhaben, mit dem Ergebnis umfangreicher fälliger Kompensationszahlungen, die dann aufgeteilt werden (siehe hierzu auch: www.constructionkenya.com).

In Tansania wird die Nachfrage nach Wohnraum hoch gehalten aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in dem 53 Mio.-Land. Der jährliche Neubedarf wird von der staatlichen Investitionsagentur auf 200.000 Wohnungen geschätzt, bei einem aktuellen Fehlbestand von 3 Mio. Einheiten. Auf die lebhafte Nachfrage nach Wohneigentum vor allem in den urbanen Zentren deutet das zweistellige Wachstum der Hypothekenkredite hin, die die nationale Finanzierungsgesellschaft in dem Sektor, Tanzania Mortgage Refinance Company Ltd. (TMCR), für 2018 registrierte (+22 Prozent gegenüber dem Vorjahr). In dem laufenden langfristigen Entwicklungsplan der Regierung (sogenannte 2025 Development Vision) gehören Investitionen in die Infrastruktur und speziell in den Ausbau des Straßennetzes zu den erklärten Prioritäten. In diesen Bereichen wird das Land vor allem von multilateralen Gebern wie Weltbank und African Development Bank (AfDB) unterstützt. Das Tansania-Portfolio der Weltbank umfasst gegenwärtig rund 25 Projekte mit einem Finanzierungsrahmen von fast 4 Mrd. US$, mit Schwerpunkt auf dem Ausbau des Transportsystems (Straßen und Eisenbahn). Das Portfolio der AfDB enthält nach Angaben der tansanischen Investitionsagentur 29 Vorhaben in der Größenordnung von rund 2 Mrd. US$, die ebenfalls zu einem Großteil für den Transportsektor bestimmt sind. Aktuell hat Tansania von der AfDB unter anderem einen Kredit von 180 Mio. US$ für den Bau einer Umgehungsstraße in der Stadt Dodoma (Dodoma City Outer Ring Road) erhalten.

Ein noch größerer Nachholbedarf an Wohnraum besteht im kleineren benachbarten Uganda (43 Mio. Einwohner), wo die nationale Planungsagentur (Uganda National Planning Authority) einen Fehlbestand von 8 Mio. Wohnungen ermittelt hat, bei einem regelmäßigen jährlichen Neubedarf von 300.000 Einheiten. Dementsprechend boomt auch hier die Bauwirtschaft im Gewerbe- und Wohnungsbausektor sowie ebenfalls im Straßenbau, wo vor allem noch Investoren auf PPP-Basis vom Ministry of Works and Transportation gesucht werden. PPP wird auch bei industriellen Vorhaben zur Herstellung von Baumaterialien gewünscht. Die staatliche Wassergesellschaft (National Water and Sewerage Corporation/NWSC) hat die zur französischen Suez-Unternehmensgruppe gehörende Suez Consulting mit der Durchführung eines großangelegten Projekts zur Wasserversorgung, Bewässerung und Abwasserentsorgung im Südwesten des Landes beauftragt (Projektwert rund 150 Mio. US$).

Umweltsektor: Megavorhaben „Grüne Stadt“ und Wasserversorgung

Ein besonders spektakuläres Vorhaben im Bereich Umweltpolitik soll Anfang 2020 in Ruanda gestartet werden, als Megaprojekt in der Hauptstadt Kigali unter dem Motto „Green City“. Dies gilt als Pioniervorhaben nicht nur in Ruanda, sondern auf dem Kontinent, und soll den Weg bereiten für generell stärker ökologisch fokussierte Stadtplanung in der Zukunft. Die erste Phase des Vorhabens umfasst den sogenannten „Cactus Green Park“, ein begrüntes Wohnungsbauprojekt mit über 400 Einheiten, Phase zwei betrifft speziell sogenanntes „green affordable housing“ für Geringverdiener, und weitere Bauphasen beinhalten den Bau gewerblich genutzter Einheiten, Bürogebäude usw., die nicht zuletzt auch Start-ups im neuen Geschäftsbereich „Green Business“ anziehen sollen. Das sogenannte „Green City Pilot Project“ mit veranschlagten Investitionen in der Größenordnung von 5 Mrd. US$ soll ein Test für die umweltfreundliche Gestaltung auch der kleineren Städte Ruandas sein und wird von einer Vielzahl von Institutionen („stakeholders“) finanziert werden. Die Regierung hat ferner Investitionen von rund 440 Mio. US$ in den landesweiten Bau von Kläranlagen und städtischen Wasserversorgungssystemen angekündigt.

In Äthiopien, dem Schwerpunktland am Horn von Afrika, finanziert gegenwärtig die Weltbank mit rund einer halben Milliarde US$ ein landesweites Wasserversorgungs- und Kanalisationsvorhaben zum Anschluss der größeren Städte einschließlich der Hauptstadt an die Kanalisation (siehe dazu: http://documents.worldbank.org).

In der Bauwirtschaft Äthiopiens sind vor allem die Chinesen erfolgreich. Die Branche gehört mit einem zweistelligen Wachstum (prognostizierte 12,3 Prozent 2019 laut Ratingagentur Fitch) zu den erfolgreichsten auf dem Kontinent. Die Hauptstadtverwaltung (Addis Ababa City Administration) hat Mitte 2019 ein städtisches Großprojekt mit voraussichtlichen Kosten von rund 370 Mio. US$ an ein chinesisches Konsortium vergeben. Es handelt sich um die Errichtung des sogenannten Adwa Center als neues Wahrzeichen der Hauptstadt (benannt nach der historischen Schlacht von Adwa zur Beendigung der italienischen Kolonialzeit am Ende des 19. Jahrhunderts). Das neue Center wird unter anderem eine Konferenzhalle für bis zu 2.000 Besucher erhalten sowie Kinos, eine Bibliothek sowie Sport- und Freizeitanlagen, Restaurants, Cafes und Parkplätze. Auch den Auftrag (im Wert von knapp 50 Mio. US$) zur Errichtung der längsten Brücke des Landes über den Abay-Fluss hat die China Communication Construction Company (CCCC) erhalten.

Südliches Afrika: Bauboom hält sich – Hohe Investitionen im Wassersektor

Im gesamten südlichen Afrika befinden sich gegenwärtig nach einer Erhebung der internationalen Consultingagentur Deloitte (Africa Construction Trends 2018 unter: www2.deloitte.com) insgesamt 103 einzelne Bauvorhaben im Gesamtwert von rund 125 Mrd. US$ in der Durchführung. Dies entspricht einer Steigerung um 11 Prozent bei der Projektzahl und wertmäßig um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter den verschiedenen Bausektoren ist der Transportsektor führend mit einem Anteil von 32 Prozent an den Projekten, gefolgt von Immobilien und Bauvorhaben der Energiewirtschaft. Die Chinesen haben bereits einen Anteil von rund 30 Prozent an der Zahl der Projekte, verglichen mit über 40 Prozent, die von nationalen Bauunternehmen durchgeführt werden. Die chinesischen Baufirmen sind konzentriert in Mosambik, Angola und Simbabwe mit jeweils fünf bis sieben Einzelvorhaben.

Ländermäßig hat das Schwerpunktland Südafrika den höchsten Anteil an der Zahl der Vorhaben (36 Prozent), obwohl sich dort die Bauindustrie noch von der Flaute im Sektor öffentliche Baumaßnahmen erholen muss. Grund für Optimismus besteht jedoch infolge der geplanten großangelegten Finanzspritze der Regierung zur Entwicklung der Infrastruktur. Für die nächsten drei Jahre wird ein Gesamtbetrag von umgerechnet rund 55 Mrd. US$ für Infrastrukturprojekte veranschlagt. In Südafrika findet regelmäßig um die Jahresmitte die führende Baumesse des Kontinents statt (Annual African Construction and Totally Concrete Expo im Gallagher Convention Centre, Johannesburg) mit Teilnehmern und Besuchern aus rund 45 Ländern.

Im Umweltsektor dürfte Südafrika das vermutlich bisher einzige Land Subsahara-Afrikas sein, in dem ein signifikanter Markt für Umwelttechnik zur Regulierung der Luftverschmutzung besteht. In einer US-Branchenuntersuchung (www.export.gov) wird dieser Markt auf derzeit rund 56 Mio. US$ veranschlagt, bei einem jährlichen Wachstum von ca. 10 Prozent. Etwa 45 Mio. US$ pro Jahr entfallen davon auf Importe. Als wichtigste Emissionsverursacher und entsprechende Marktsegmente gelten Industrie (Wärmekraftwerke, Schmelzanlagen, Zementfabriken, Chemiebetriebe), Waldbrände, Verbrennung von Biomasse (Feuerholz, Holzkohle), Müllverbrennung und Kfz-Emissionen.

Das südliche Erdölland Afrikas, Angola, steht laut Deloitte-Erhebung an zweiter Stelle bei der Zahl von Bauprojekten (15 Prozent). Der jahrelange Bauboom gründete sich vor allem auf den großangelegten Wiederaufbau des Landes nach 30 Jahren Bürgerkrieg. Doch aufgrund der Einnahmenverluste wegen des Ölpreisverfalls rechnen Experten noch mit zwei weiteren Rezessionsjahren in Angola, bevor ab 2021 wieder positive Wachstumsraten erwartet werden.

In Simbabwe stehen langfristig Investitionen in die Modernisierung der städtischen Abwasserentsorgung im Gebiet der Hauptstadt Harare sowie der zweitgrößten Stadt Bulawayo von insgesamt rund 2,1 Mrd. US$ an. Die Regierung hat in der ersten Jahreshälfte 2019 den Bau von mehreren neuen Kläranlagen einschließlich Modernisierung bestehender Anlagen mit Gesamtkosten von knapp 240 Mio. US$ an die chinesische Sinohydro Corporation vergeben. Im benachbarten Mosambik ist die grundlegende Verbesserung der Trinkwasserversorgung landesweit ein prioritäres Ziel der Entwicklungspolitik. Für die kommenden zehn Jahre sind hierfür Investitionen in der Größenordnung von rund 2,5 Mrd. US$ erforderlich, die nur teilweise vom öffentlichen Haushalt aufgebracht werden können.

Dieser Artikel ist Teil der Serie: Chancen für Anlagenbauer in Afrika

(Bildnachweis: www.www.brandsouthafrica.com, Media Library, „Workers in Sasol Plant“)

 

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