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Chancen für Anlagenbauer in Afrika: Großer Nachholbedarf für Energieausrüstungen in West- und Zentralafrika

Die langsam, aber stetig wachsende Industrialisierung der Länder Subsahara-Afrikas machen diese Region mangels Eigenproduktion von Maschinen und Ausrüstungen auch weiterhin zu einem wichtigen Absatzmarkt für ausländische Hersteller. Welche Branchen und Länder bieten derzeit die besten Aussichten, welche Finanzierungswege und Kooperationsformen existieren? Thema des dritten Artikels einer insgesamt zehn Beiträge umfassenden Serie ist der Energiesektor. Besonders im Fokus steht im folgenden die Region West- und Zentralafrika, die einige wichtige anglophone sowie zahlreiche frankophone Länder umfasst.

Im Fokus dieses Teils der Serie:

Energieversorgung zentrales Problem – Westafrikanischer Stromverbund

Auch nach rund zwei Dekaden mit umfangreichen Investitionen in den Energiesektor ist die Stromversorgung in ganz Subsahara-Afrika weiterhin mangelhaft. Noch immer sind rund 600 Mio. Afrikaner nicht an öffentliche Stromnetze angeschlossen. Dies bedeutet, dass die Ausweitung der Stromversorgung nicht mit der Bevölkerungsentwicklung auf dem gesamten Kontinent Schritt gehalten hat. Dennoch hat es eine deutliche Beschleunigung der Investitionen in den Energiesektor in den vergangenen rund 15 Jahren gegeben, die sich nach einer Untersuchung der internationalen Organisation EnergyNet in rund einem Dutzend Ländern südlich der Sahara konzentriert haben (siehe dazu: www.energynet.co.uk): Die meisten von der Studie erfassten Länder liegen im Westen Afrikas, mit Nigeria, Ghana, Côte d’Ivoire, Kamerun und Senegal. Gegenwärtig werden auf dem afrikanischen Kontinent 242 Kraftwerke für insgesamt 313 Mrd. US-Dollar gebaut (laut GlobalData). Mehr als ein Viertel von ihnen, überwiegend Wasserkraftwerke, gefolgt von Kohle- und Gasprojekten fallen auf chinesische Kontraktoren (63 Projekte im Wert von 78 Mrd. US-Dollar), mit den führenden Firmen China Gezhouba Group und Sinohydro Corp.

Nigeria wird als einziges westafrikanisches Land auch in einer ausführlichen Untersuchung der UN über Rahmenbedingungen für private Investoren im Energiesektor in fünf afrikanischen Schwerpunktländern erfasst (Independent Power Projects in Sub-Saharan Africa – Lessons from five Countries). Von der US-Entwicklungshilfeorganisation USAID ist ferner eine Zusammenstellung von Partnerorganisationen für die Energiewirtschaft im öffentlichen und privaten Sektor zu erhalten (unter: www.usaid.gov/powerafrica/privatesector).

Im Westen Afrikas sind die 14 Mitgliedsländer der regionalen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Togo) nach dem Vorbild anderer regionaler Initiativen (insgesamt fünf Power Pools in Afrika) zu einem Stromverbund (West African Power Pool / WAPP) zusammengeschlossen. Im Rahmen dieses Projekts werden sukzessive die nationalen Stromnetze verbunden und Gemeinschaftskraftwerke errichtet, wie etwa das Manantali-Wasserkraftwerk in Mali, das mit Finanzmitteln von Frankreich, Deutschland und der Weltbank gebaut wurde. Insgesamt müssen noch 16.000 km neuer Stromleitungen verlegt werden, die einschließlich Übertragungsstationen und weiterer Ausrüstungen geschätzte 14 Mrd. US-Dollar kosten werden. Die WAPP-Zentrale befindet sich in Benin außerhalb der Hauptstadt Cotonou, wo die US-Firma General Electric (GE) derzeit eine zentrale Kontrollstation für das gesamte System baut. Ferner besteht noch ein Central African Power Pool (CAPP) zwischen zehn Ländern in der Region, wobei es auch Mehrfachmitgliedschaften gibt (unter anderem Demokratische Republik Kongo, Burundi, Angola).

Ghana und Nigeria: Mittelfristig gute Chancen im Kraftwerkssektor

Wenn Ghana seine wichtigsten wirtschaftspolitischen Ziele – Industrialisierung, Modernisierung der Landwirtschaft und bessere ökonomische Chancen für die breite Bevölkerung – erreichen will, so muss einer der größten Hemmfaktoren beseitigt werden: die überteuerte und unzuverlässige Stromversorgung. Von den rund 4.000 MW installierter Kraftwerkskapazitäten sind nur regelmäßig kaum mehr als die Hälfte tatsächlich verfügbar – aus einer Vielzahl von Gründen (klimatische Probleme der Wasserversorgung bei Hydrokraftwerken, unzureichende Treibstoffbelieferung, verfallene Infrastruktur). Nach den derzeitigen Ausbauvorhaben soll jedoch Ghana in Zukunft sogar zum Stromexporteur in der Region werden. Die zahlreichen Projekte stellen einen aussichtsreichen Markt vor allem für solche ausländischen Zulieferer dar, die vor Ort präsent sind und stabile Beziehungen zu den Hauptkontraktoren aufbauen können. Zudem gilt Ghana auch als attraktiver Standort für das Geschäft mit den umliegenden frankophonen Ländern, die gerade im Energiesektor noch erhebliche Geschäftspotenziale bieten.

Die in den letzten Jahren gebauten Kraftwerke in Ghana wurden überwiegend von privaten Investoren (Independent Power Producer / IPP) errichtet, ein Trend, der sich auch in Zukunft nach den Plänen der Regierung fortsetzen soll. Noch 2018 wurden Baugenehmigungen für zwei neue Thermalkraftwerke erteilt, die bis zum Jahr 2025 in Betrieb gehen sollen (Rotan Power IPP mit Beteiligung von Siemens und Marinus Energy IPP, siehe hierzu auch: www.gtai.de). Derzeit befinden sich noch mehrere Kraftwerke in der Planung oder bereits im Bau. So hat die erste Phase des neuen Thermalkraftwerks „Bridge Power“ in Tema für 202 MW begonnen. Durchführungsgesellschaft ist die Early Power Ltd., ein Joint Venture zwischen der australischen Endeavor Energy, der ghanaischen Sage Trading Group und General Electric (GE) aus USA. Bis zur nationalen Verfügbarkeit von Erdgas wird die Anlage mit Flüssiggas (LPG / liquefied petroleum gas) betrieben. Mehrere Gaskraftwerke, die Erdgas aus nationaler Förderung (Sankofa-Feld) verwenden werden, befinden sich in der Planung oder im Bau, für insgesamt über 2.300 MW. In Zukunft sollen neue Thermalkraftwerke jedoch erst wieder ab etwa 2030 ausgeschrieben werden (siehe hierzu auch: www.gtai.de). Hierbei ist ein neues „local content“-Gesetz von März 2019 zu berücksichtigen, wonach die Beteiligung lokaler Partner im Energiesektor obligatorisch wird. Zahlreiche Markthemmnisse gibt es ferner bei Erneuerbaren Energien speziell im Sektor Solarenergie, wobei für die kommenden Jahren keine neuen Ausschreibungen in Aussicht gestellt werden (siehe dazu im Einzelnen: www.gtai.de).

Die USA sind stark im Energiesektor Ghanas engagiert. Die US-Gesellschaft Millenium Challenge Corporation (MCC) hat eine Geberhilfe von rund 500 Mio. US-Dollar für die Entschuldung und Umstrukturierung des Elektrizitätssektors in Ghana bereitgestellt. Der integrierte Masterplan für die Stromversorgung (Integrated Power System Master Plan) wurde in Zusammenarbeit mit der US-Entwicklungshilfeorganisation USAID erstellt (www.energycom.gov.gh). Die nationale Energiekommission ist für die detaillierte Planung und Prognose des Stromverbrauchs zuständig (Energy Supply and Demand Outlook for Ghana 2018 unter: www.energycom.gov.gh).

Der westafrikanische Ölriese Nigeria ist seit Jahrzehnten ein Negativbeispiel für nicht funktionierende Stromversorgung trotz eigener nationaler Energiequellen. Wegen der vom Ölpreisverfall ausgelösten Wirtschaftskrise waren überfällige Planungen zum Bau neuer privat finanzierter Kraftwerke zunächst verschoben worden. Inzwischen sind etliche Projekte wieder angelaufen. So wurde im März 2019 eine Kooperation zwischen dem privaten Unternehmen Themis aus Marokko (eine Gründung der internationalen Investitionsgesellschaft Denham Capital) mit der nigerianischen Kingline Development Corp. zum Bau eines Gaskraftwerks für 550 MW im Bundesstaat Ondo unterzeichnet, ein Projekt im Wert von 600 Mio. US-Dollar. Anfang 2019 meldete die Elektrizitätsgesellschaft aus dem Niger-Delta (Niger-Delta Power Holding Company) die erfolgreiche Installierung von acht Multi-MillionenDollar-Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von annähernd 3.800 MW. Seit der Privatisierung der Elektrizitätswirtschaft (2013) ist grundsätzlich privaten Unternehmen der Bau von Kraftwerken gestattet (Independent Power Producer/IPP). Dennoch konnte der für Nigeria typische regelmäßige landesweite Stromausfall bisher noch nicht behoben werden und bildet weiterhin eines der gravierendsten Hemmnisse für private Wirtschaftstätigkeit. Als größtes Hindernis für die Errichtung neuer privat betriebener Kraftwerke gelten die Schwierigkeiten bei der Eintreibung der Stromgebühren von den Verteilungsgesellschaften.

Nigerias Energiesektor steht unter anderem auch im Fokus der deutschen Entwicklungshilfe (siehe dazu: www.giz.de) sowie der bilateralen Zusammenarbeit auf politischer Ebene (siehe hierzu: www.nigeria.diplo.de). Zur Entwicklung gemeinsamer Projekte im Energiesektor wurde unter anderem eine mehrjährige sogenannte German-Nigerian Energy Partnership ins Leben gerufen, mit dem Ziel, deutsche Unternehmen stärker in diesem Sektor einzubinden. Vor allem bei Erneuerbaren Energien (EE) kam es zu einigen Initiativen, wie zum Beispiel der Produktion von Solarenergie zur Versorgung der Bundeswehr durch die Firma Daystar Power, Tochter von Sunray Ventures in Lagos.

Auch in den kleinen Ländern des anglophonen Westafrika – Sierra Leone, Liberia und Gambia – gibt es etliche kleinere Projekte im Energiesektor mit Geschäftschancen für Kraftwerksausrüstungen. In Sierra Leone wird ein Schwerölkraftwerk für 57 MW (Western Area Power Generation Project) bei der Hauptstadt Freetown gebaut, finanziert von der Weltbank. Außerdem hat die Weltbank eine Finanzierung von 40 Mio. US-Dollar für die Errichtung eines Solarkraftwerks zur Verfügung gestellt, Kontraktor ist der finnische Wärtsilä-Konzern. Beim größten Wasserkraftwerk des Landes, Bumbuna Hydroelectric Dam, hat die Entwicklungsgesellschaft Joule Africa Ltd. die zweite Phase des Ausbaus (143 MW) begonnen, die teilweise von der EU finanziert wird.

In Liberia, das eine der niedrigsten Elektrifizierungsraten des Kontinents hat, hat die Regierung mit Unterstützung der Geber mit dem Wiederaufbau der (im Bürgerkrieg zerstörten) Energieinfrastruktur begonnen. Die landesweite Stromversorgung soll nach den Plänen der Regierung vor allem durch vermehrte Public Private Partnership (PPP)-Initiativen verbessert werden. Das Ministry of Mines and Energy (MME) hat ferner die Privatwirtschaft dazu aufgerufen, sich in kleineren Vorhaben für Stromerzeugung durch Erneuerbare Energie zu engagieren. Seit 2015 wurden die gesetzlichen Voraussetzungen für die Modernisierung des Stromsektors geschaffen, durch Errichtung der Rural Renewable Energy Agency (www.liberiaruralenergy.org) und den Erlass des Liberia Electricity Law. Wichtiger Geber in diesem Bereich ist vor allem die USAID mit ihrer Organisation Power Africa. Deutschland hat sich über die KfW an der Sanierung des Mount Coffee-Wasserkraftwerks beteiligt und die Verlegung von Stromanschlüssen unterstützt. Die Weltbank finanziert mit 60 Mio. US-Dollar das nationale Elektrifizierungsprogramm (Liberia Accelerated Electricity Expansion Project / LACRRP).

In Gambia hat die Europäische Investitionsbank (EIB) zusammen mit der Weltbank rund 160 Mio. US-Dollar für das nationale Energievorhaben „Gambia Sustainable Energy Project“ zur Verfügung gestellt und sucht dafür einen geeigneten Consultant. Außerdem unterstützt die Weltbank das erste größere Solarenergieprojekt (bis 20 MW) im Westen Gambias (Greater Banjul area), das von der National Water and Electricity Company Ltd. entwickelt wird.

Frankophones Westafrika: Côte d’Ivoire führend – Senegal stark bei EE


Die führende Volkswirtschaft im frankophonen Westafrika, Côte d’Ivoire, gilt auch im Hinblick auf die Energieinfrastruktur als eines der Schwerpunktländer in der Region, mit einer Netzabdeckung von fast 50 Prozent der Landesfläche und einer Anschlussrate von 80 Prozent der Bevölkerung. Ein wichtiger Faktor bei der Ausweitung der Stromerzeugung ist vor allem die frühe Liberalisierung der Energiewirtschaft mit der Zulassung von IPPs, bei denen Côte d’Ivoire sogar eine Vorreiterrolle in ganz Subsahara-Afrika hatte. Von den drei IPP-Anlagen (Ciprel rund 550 MW, Aggreko 210 MW, Azito Energie 440 MW) wurde im März 2019 mit dem Azito-Betreiber Globeleq eine Erweiterung der Anlage um 250 MW vereinbart. Ab 2020 soll auch laut offizieller Ankündigung die Distribution von Elektrizität privatisiert werden. Gegenwärtig ist die Regierung auf der Suche nach weiteren Investoren im Energiesektor, wobei langfristig Wasserkraft als eine kostengünstige Energiequelle Priorität genießen soll. In diesem Sektor sind unter anderem die Chinesen aktiv, die zuletzt das Wasserkraftwerk Soubré finanziert hatten. Bis zum Jahr 2030 soll nach dem nationalen Energieentwicklungsplan die installierte Kraftwerkskapazität von derzeit 2.200 MW auf rund 4.000 MW vergrößert werden, mit voraussichtlichen Investitionen von 20 Mrd. US-Dollar. Insgesamt strebt die Regierung langfristig einen Mix aus traditionellen und Erneuerbaren Energiequellen an. Im Norden des Landes (Boundiali) wird ein Solarkraftwerk für 37,5 MW mit Mitteln der deutschen KfW und der EU gebaut (37 Mio. Euro). Eine weitere Solaranlage für 66 MW (rund 81 Mio. US-Dollar) wird in der nördlichen Region Poro errichtet. Als neue Form der Bio-Energiequelle wird von der Regierung auch die Entwicklung von Stromerzeugung aus den Schalen von Kakaobohnen gefördert. Im Bereich Erneuerbare Energien gibt es eine aktuelle deutsche Initiative im Rahmen der Exportinitiative Energie zur Anbahnung von Geschäftschancen deutscher Unternehmen für Solarenergievorhaben in Côte d’Ivoire: Dazu ist von der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Accra/Ghana eine Delegationsreise im ersten Quartal 2020 vorgesehen (nähere Informationen dazu unter: www.renac.de). Die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stellt im Rahmen der G20-Iniative „Compact with Africa“ 95 Mio. Euro für den ivorischen Sektor Erneuerbare Energien zur Verfügung.

Als regelrechte Revolution – verglichen mit dem langsamen Fortschritt in anderen Ländern Subsahara-Afrikas – gilt die Entwicklung bei Erneuerbaren Energien in Senegal, wo in kurzer Zeit mit effizienter Unterstützung der Regierung die ländliche Stromversorgung auf Solarbasis erheblich verbessert wurde. Hierbei ist unter anderem die britische CDC Group (Commonwealth Development Corp.) engagiert (siehe dazu: www.cdcgroup.com). Seit etlichen Jahren hat die senegalesische Regierung diesen Sektor an die Spitze ihrer Prioritätenliste zur Erreichung ihrer Entwicklungsziele gesetzt, um bis 2035 ein Schwellenland zu werden. Seit 2012 sind in Senegal private Stromerzeuger (IPP) zugelassen. Bislang ist Senegals Stromerzeugung noch überwiegend (zu rund 85 Prozent) von Thermalenergie (hauptsächlich aus Kohle) abhängig, der Rest entfällt auf Hydro- und Solarkraftwerke. Bis 2030 befinden sich weitere Kraftwerksprojekte für etwa 1.800 MW in der Pipeline, wobei die US-Entwicklungshilfegesellschaft Power Africa nach eigenen Angaben bisher Finanzierungszusagen für rund 320 MW erteilt hat. Die private US-Investmentgesellschaft OPIC (Overseas Private Investment Corporation) hat mehrere Kraftwerksprojekte finanziert. Ebenso sind die Franzosen traditionell in Senegal engagiert, unter anderem mit einem Forschungs- und Trainingsprogramm der französischen Investmentgesellschaft Meridiam für die Entwicklung Erneuerbarer Energien in der Hauptstadt Dakar, in Zusammenarbeit mit der dortigen Polytechnischen Hochschule.

In Kamerun finanziert eine Gruppe internationaler und lokaler Kreditgeber unter Führung der International Finance Corporation (IFC) aus der Weltbankgruppe ein Großprojekt im Energiesektor: ein Wasserkraftwerk für 420 MW mit Kosten von 1,2 Mrd. Euro, das am Sanaga River in der Nähe der Nachtigall-Fälle etwa 65 km entfernt von der Hauptstadt Jaunde gebaut wird. Das Kraftwerk wird betrieben von der NHPC (Nachtigal Hydro Power Company), die im Besitz der französischen EDF-Gruppe (Electricité de France, 40 Prozent), der IFC (30) und der Regierung von Kamerun (30) ist. Die voraussichtliche Bauzeit läuft bis 2023. Noch weitere Hydrokraftwerke befinden sich in der Planung, um die installierten Kapazitäten für die Stromerzeugung in den nächsten Jahren drastisch auszuweiten. So soll am Sanaga-Fluss noch ein weiteres Großkraftwerk (Grand Eweng) für 1.200 MW entstehen, und ein 600-MW-Hydrokraftwerk ist gemeinsam mit der Republik Kongo (Brazzaville) am Dja-Fluss im Süden Kameruns geplant (Chollet Hydropower Dam). In Kameruns Energiesektor sind unter anderem auch die Chinesen aktiv: Die chinesische Sinohydro baut mit Finanzierung der China Exim-Bank das 200-MW-Wasserkraftwerk Memve’ele am Ntem-Fluss. Neben der dominanten Wasserkraft als Energiequelle verfügt das Land noch über einige kleinere Thermalkraftwerke. Außerdem befinden sich die ersten größeren Wind- und Solarfarmen in der Entwicklung. Im Entwicklungsplan der Regierung wird bis 2035 ein Anteil der Erneuerbaren Energien von 25 Prozent angestrebt.

Zentralafrika: Megaprojekt in Demokratischer Republik Kongo

Auch in Guinea tut sich einiges im Energiesektor. MAN Energy Solutions aus Deutschland liefert die Anlagen für ein 53-MW-Kraftwerk zur Stromversorgung der Hauptstadt Conakry für den Projektdurchführer Endeavour Energy aus Houston, Texas. Projektkosten sind 121 Mio. US-Dollar. Nach Fertigstellung ist die Wartungsgesellschaft MAN PrimeServ fünf Jahre lang für den Betrieb und die Wartung der Anlage zuständig. Ferner hat die Weltbank über ihre Entwicklungshilfegesellschaft IDA (International Development Association) 50 Mio. US-Dollar für das nationale Stromentwicklungsvorhaben (Guinea Electricity Access Scale Up Project) bewilligt. Die restlichen Kosten des fünfjährigen Investitionsplans von rund 108 Mio. US-Dollar werden von der französischen Entwicklungsgentur AFD übernommen. Damit werden die Sanierung, Verdichtung und Ausweitung der Stromnetze im Umkreis der Hauptstadt und weiterer Städte finanziert.

Einige der größten Kraftwerksvorhaben der ganzen Region befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo in der Entwicklung. Das Land verfügt über ein enormes Potenzial an Wasserkraft und hat gleichzeitig eine der niedrigsten Anschlussraten bei der Stromversorgung in Afrika. Zuletzt haben die Chinesen (Sinohydro Corp.) ein Wasserkraftwerk (Zongo III) in der Provinz Bas-Congo fertiggestellt, für 120 MW und Kosten von 360 Mio. US-Dollar. Das mehrmals verschobene Megaprojekt Inga 3, ein Wasserkraftwerk für 11.000 MW mit Kosten von fast 14 Mrd. US-Dollar, wurde in Angriff genommen. Zwei Konsortien unter Führung einer chinesischen (China Three Gorges Corp) und einer spanischen Gruppe (Actividades de Construccion y Servicios SA) haben sich gemeinsam für diese erste Phase des sogenannten „Grand Inga Project“ beworben. Dieses Megavorhaben am Kongofluss bei den Inga-Wasserfällen soll in sechs Phasen gebaut werden, für eine installierte Kapazität von zukünftig 40.000 MW, was dann das weltgrößte Wasserkraftwerksprojekt wäre. Die Gesamtkosten einschließlich der erforderlichen Übertragungsleitungen usw. werden auf mindestens 80 Mrd. US-Dollar veranschlagt. Darüber hinaus befindet sich auch eines der größten Solarkraftwerke Afrikas in der Demokratischen Republik Kongo in der Entwicklung, für eine Kapazität von 400 MW: Ein entsprechendes Abkommen wurde Mitte 2019 zwischen der multinationalen Hanergy Thin Film Power Group (Hongkong) und dem kongolesischen Energieministerium unterzeichnet.

Dieser Artikel ist Teil der Serie: Chancen für Anlagenbauer in Afrika

(Bildnachweis: www.www.brandsouthafrica.com, Media Library, „Workers in Sasol Plant“)

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