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Haben Kooperationen mit Chinesen in Afrika Potenzial?

China hat die Chancen der afrikanischen Märkte erkannt, ist mittlerweile einer der größten Investoren auf dem Kontinent. Diese Dynamik bleibt auch deutschen Unternehmen nicht verborgen, die sich nur zögerlich in Afrika engagieren. Sind Chinesen Konkurrenten, Wegbereiter oder gar Kooperationspartner? Eine von Germany Trade & Invest (Gtai) herausgegebene Studie präsentiert die Ansichten von Firmen aus beiden Ländern und Afrika.

Laut der Gtai-Untersuchung “China in Afrika – Perspektiven, Strategien und Kooperationspotenziale für deutsche Unternehmen”, die in Kooperation mit dem Afrika Verein der deutschen Wirtschaft und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) unternommen wurde, existieren nahezu in allen Ländern Afrikas Beteiligungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen – in der Versorgung mit Strom und Wasser, mit Telekommunikation oder der Verkehrsinfrastruktur. Dennoch ist die deutsche Wirtschaft in vielen afrikanischen Staaten bisher noch zurückhaltend, während China sich mit etwa 91 Milliarden US-Dollar (2016) zum mit Abstand größten Lieferland und mit 40 Mrd. USD nach Frankreich, den USA und Großbritannien zum viertgrößten Investoren des Kontinents gemausert hat. Deutschland hingegen liegt bei den Lieferungen (26,6 Mrd. USD) hinter Frankreich an Rang drei und bei den Investitionen (11 Mrd. USD) nur auf dem zehnten Platz.

Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen dominieren

Die zugrundeliegende Unternehmensbefragung macht deutlich, dass die häufigste Form der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit in Afrika die der Zulieferbeziehung ist, insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Bau, Energie und Bergbau. Insgesamt sind Partnerschaften jedoch eher selten. Grundsätzlich sehen viele deutsche Unternehmen aber das Potenzial, die Kooperation mit chinesischen und auch mit afrikanischen Partnern weiter auszubauen. Teilweise seien sie sogar angesichts des Einflusses der Chinesen auf afrikanische Regierungen unumgänglich. Potenziale für trilaterale Kooperationen bestünden vor allem in den Märkten Nigeria, Angola, Äthiopien, Simbabwe, Sambia und Mosambik.

Herausforderung Vertragsgestaltung 

Die bisherigen Erfahrungen mit trilateralen Kooperationen sind überwiegend positiv, auch wenn es viele Besonderheiten zu beachten und Fallstricke zu vermeiden gilt. Schließlich müssen bei einem gemeinsamen afrikanisch-chinesisch-deutschen Projekt drei oft unterschiedliche Kulturen und Geschäftspraktiken unter einen Hut gebracht werden. Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen bestehen vor allem durch unterschiedliche Vorstellungen bei der Vertragsgestaltung. Aber auch die Nichteinhaltung von Standards auf chinesischer Seite, Probleme bei der Vertragsdurchsetzung, ein nicht beabsichtigter Knox-how-Transfer zum chinesischen Partner oder auch divergierende Preis- und Qualitätsvorstellungen sowie die Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede, erschweren die Zusammenarbeit.

Unterstützung durch Finanzierung und Risikoabsicherung

Eine zentrale Forderung der befragten Unternehmen an die deutsche Politik mit Blick auf die Umsetzung trilateraler Kooperationsformate betrifft die Verbesserung des Angebotes von Finanzierung und Risikoabsicherung der Geschäfte. Insbesondere Firmen ohne Kooperationserfahrung sind zudem auf der Suche nach spezifischeren Informationen zu trilateralen Kooperationsmöglichkeiten sowie konkreten Ausschreibungen und Ausschreibungsmodalitäten auf afrikanischen Märkten. Auch besteht der Wunsch nach einer Plattform, die deutsche Akteure mit Interesse an und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern vernetzt und damit Gelegenheit gibt, voneinander zu lernen. Ebenso wird mehr politische Präsenz der Bundesregierung in China als auch auf dem afrikanischen Kontinent sowie eine konkrete Flankierung bei entsprechenden Projekten insbesondere gegenüber afrikanischen Partnern auf höchster Ebene, gefordert.

Es zeigt sich, dass deutsche Unternehmen häufig die zum Teil hohen Risiken, die mit einem Engagement auf dem afrikanischen Kontinent verbunden sind, scheuen. Vereinzelte trilaterale Kooperationen bestehen bereits und das Interesse wächst. Denn, die Chinesen agieren schnell, risikofreudig und oft mit staatlicher Rückendeckung bei der Projektfinanzierung. Dabei erschließen sie nicht nur Rohstoffe, sondern auch die wachsenden Konsum- und Investitionsgütermärkte. Aber, nicht immer sind die afrikanischen Geschäftspartner mit der chinesischen Leistung zufrieden. Viele würden deutsche Qualität vorziehen, wenn der Geschäftsaufbau nicht so schwerfällig wäre, so der Report. 

Die Außenwirtschaftsgesellschaft des Bundes Germany Trade and Invest (Gtai) ist Herausgeberin der kostenlosen Publikation “China in Afrika – Perspektiven, Strategien und Kooperationspotenziale für deutsche Unternehmen“. Die Publikation analysiert und vergleicht das Engagement und die Strategien deutscher und chinesischer Unternehmen für den afrikanischen Kontinent. Daneben wertet sie die Erfahrungen deutscher Unternehmen mit engem Afrikabezug in Afrika (227), China (169) und Deutschland (15) zur Zusammenarbeit mit Chinesen auf dem afrikanischen Kontinent aus. Länderprofile, die das chinesische Engagement in Schwerpunktmärkten in Afrika beleuchten, runden die Publikation ab.

(Bildnachweise: www.pixabay.com und www.gtai.de)

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