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Ranking: Presse(un)freiheit in Afrika

Seit 2002 veröffentlichen die Reporter ohne Grenzen eine Rangliste über die Pressefreiheit in 180 Ländern, darunter auch 53 afrikanische Staaten. Wie frei ist der Journalismus in Afrika? In welchen Ländern ist es leichter, in welchen Ländern schwerer unabhängig zu berichten? Antworten finden Sie hier.

Pressefreiheit in Afrika nach wie vor fragil

Laut Reporter ohne Grenzen (französisch: Reporters sans frontières, RSF) ist die journalistische Arbeit in Afrika keine leichte, die Pressefreiheit nach wie vor fragil. Der Sturz von Diktatoren und autoritären Regierungen hat in den letzten Jahren zwar in einigen Ländern wie Angola, Äthiopien oder dem Sudan die Bedingungen für freie Berichterstattung leicht verbessert. Dafür machen in den meisten Ländern willkürliche Verhaftungen, Anschläge, Online-Angriffe und repressive Gesetze Reportern das Leben schwerer.

Somalia eines der gefährlichsten Länder für Journalisten

In den letzten 10 Jahren wurden 102 Journalisten in Afrika umgebracht, alleine die Hälfte von ihnen in Somalia. Damit bleibt Somalia laut RSF eines der gefährlichsten afrikanischen Länder für Journalisten. Im vergangenen Jahr wurde ein Reporter in der Demokratischen Republik Kongo getötet, einer starb in Ghana, zwei weitere in Nigeria. Bei all diesen Morden wurden die Täter nicht identifiziert oder juristisch belangt. Die meisten Journalisten-Morde in Afrika bleiben unentdeckt oder strafffrei.

171 willkürliche Inhaftierungen von Reportern in 2019

Im Gegenzug werden Reporter häufig Opfer von willkürlichen Inhaftierungen, fadenscheinigen Anklagen und unfairen Prozessen. 2019 gab es laut RSF 171 willkürliche Inhaftierungen von Journalisten in Afrika südlich der Sahara. Mehr als die Hälfte der Länder hat auf fragliche Praktiken zurückgegriffen, um Reporter an der Berichterstattung zu hindern. Wo die Gesetzesgrundlage für eine Inhaftierung fehlt, wird auf andere Gesetze zurückgegriffen, um Medienschaffende als Terroristen, Spione oder Cyber-Kriminelle zu diffamieren. So wurden die Anklagen von investigativen Journalisten im Tschad oder in Tansania teilweise drei Mal abgeändert, um mehrere Monate andauernde Haftstrafen zu begründen. Die meisten Inhaftierten gibt es in Eritrea, alleine hier sitzen elf Reporter hinter Gittern, von denen man seit vielen Jahren nichts mehr gehört hat.

Online-Zensur gewinnt an Bedeutung

Die Arbeit von Korrespondenten und Nachrichtensendern wird zunehmend überwacht, online angegriffen oder zensiert. Die Online-Zensur gewinnt laut RSF immer mehr an Bedeutung wird als wirksames Mittel gegen Journalisten eingesetzt. So haben fast die Hälfte der Länder in Subsahara-Afrika seit 2015 Online-Medien zensiert. Den Rekord in Cyber-Zensur in Afrika hält der Tschad, der die sozialen Medien 470 Tage hintereinander gesperrt und somit Bürgern und Reportern den Zugang zu wichtigen Nachrichten verwehrt hat. Auch für die Demokratische Republik Kongo, Mauretanien, Malawi sowie Äthiopien war Online-Zensur im vergangenen Jahr kein Fremdwort.

Von Zensur sind nach wie vor auch traditionelle Nachrichtenmedien in Afrika betroffen. Auch 30 Jahre nach der Liberalisierung der Branche, haben sie Probleme sich von politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu befreien. In den meisten afrikanischen Ländern kontrollieren die Regierungen direkt oder indirekt die Nachrichten und behindern eine neutrale Berichterstattung.

Für 21 afrikanische Staaten ist Pressefreiheit ein Fremdwort

Quelle: https://rsf.org/en/ranking

Der World Press Freedom Index für Afrika umfasst 53 Staaten. 21 von ihnen sind rot oder schwarz gekennzeichnet, was bedeutet, dass Journalisten in diesen Ländern unter sehr schweren, teils sehr kritischen, Bedingungen arbeiten müssen. Darunter sind Länder wie Nigeria, Tansania, Sambia oder Simbabwe. Kein einziges Land in Afrika bietet laut RSF gute Bedingungen in Bezug auf die Pressefreiheit.

Lediglich Namibia (Rang 23), die Kap Verden (25), Ghana (30), Südafrika (31), Burkina Faso (38), Botswana (39) und der Senegal (47) bieten annehmbare Arbeitsbedingungen für Medienschaffende. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich insbesondere die Lage im Sudan (Verbesserung um 16 Ränge), in der Zentralafrikanischen Republik (+13 Plätze) sowie in Äthiopien (+11 Plätze) verbessert. Am anderen Ende der Skala, haben sich auf den Komoren (-19 Plätze) und in Benin (-17 Ränge) die Bedingungen für freien Journalismus verschlechtert.

Weltweit gesehen am freiesten ist die Presse in Skandinavien. Die Länder Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden belegen die ersten vier Plätze im World Press Freedom Index 2020. Die Niederlande folgen knapp darauf und belegen den fünften Rang. Deutschland landet auf dem elften Platz, die USA auf Rang 45. Die meisten Repressalien müssen Journalisten in Nordkorea (letzter Rang) fürchten, gefolgt von Turkmenistan (179), Eritrea (178) und China (177).

Pressefreiheit in Afrika – Ranking 2020

Rang 2020LandPunkteRang-Differenz zu 2019
23Namibia19,250
25Kap Verde20,150
30Ghana22,26-3
31Südafrika22,410
38Burkina Faso23,47-2
39Botswana23,565
47Senegal23,992
54Madagaskar27,680
56Mauritius28,002
57Niger28,259
63Seychellen28,666
68Côte d’Ivoire28,943
69Malawi29,32-1
71Togo29,335
72Tunesien29,450
75Komoren29,77-19
85Sierra Leone30,281
86Lesotho30,45-8
87Gambia30,625
94Guinea Bissau32,06-5
95Liberia32,25-2
97Mauretanien32,54-3
99Äthiopien32,8211
103Kenia33,72-3
104Mosambik33,79-1
106Angola33,923
108Mali34,124
110Guinea34,34-3
113Benin35,11-17
115Nigeria35,635
118Kongo Rep.36,56-1
120Sambia37,00-1
121Gabun37,20-6
123Tschad39,70-1
124Tansania40,25-6
125Uganda40,950
126Simbabwe40,951
132Zentralafrikanische Republik42,8713
133Marokko42,882
134Kamerun43,28-3
138Südsudan44,491
141Eswatini45,156
146Algerien45,52-5
150Kongo DR49,094
155Ruanda50,340
159Sudan55,3316
160Burundi55,33-1
163Somalia55,451
164Libyen55,77-2
165Äquatorial Guinea56,380
166Ägypten56,82-3
176Dschibuti76,73-3
178Eritrea83,500

Der World Press Freedom Index der Reporter ohne Grenzen (RSF) erscheint seit 2002 jährlich. Mittels des World Press Freedom Index bewerten die RSF 180 Länder und Regionen nach dem Freiheitsgrad, den Journalisten bei ihrer Berichterstattung haben. Er stellt eine Momentaufnahme der Situation der Medienschaffenden auf Basis eines Vergleiches mehrerer Indikatoren wie bspw. Pluralismus, Unabhängigkeit der Medien, Qualität des Rechtsrahmens und Sicherheit der Journalisten, dar. 

(Bildnachweise: geralt – Pixabay.com)

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