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Report: Nur 26 Prozent der Afrikaner*innen mobil im Internet

Die GSMA, die weltweite Industrievereinigung der Mobilfunkanbieter, beleuchtet regelmäßig den Stand und die Perspektiven von Mobilfunktechnologien in Subsahara-Afrika. Demnach soll die Mobilfunkbranche weiterwachsen. Immer mehr Afrikaner sollen an immer bessere Netze mit höheren Geschwindigkeiten angebunden werden und mehr Möglichkeiten erhalten erschwingliche Smartphones zu kaufen.

Corona-Pandemie verdeutlicht digitale Kluft

Laut GSMA-Report „Mobile Economy Sub-Saharan Africa 2020“ hat die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Distanzregeln einmal mehr gezeigt, dass Konnektivität für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung unabdingbar ist. Auch wenn Ende 2019 272 Millionen Afrikaner*innen mobil im Internet und damit trotz Pandemie verbunden waren, haben immer noch fast zwei Drittel bzw. 800 Mio. Menschen in der Region keinen Anschluss. Dabei war es noch nie so wichtig, einen Zugang zum Internet zu haben. Im Verhältnis zum durchschnittlichen Einkommen hohe Anschaffungskosten für Smartphones und mangelnde digitale Fähigkeiten der ländlichen und weniger gebildeten Bevölkerung sind Hauptgründe für diese digitale Kluft. Über die reine Konnektivität hinaus, gab es allerdings gemeinsame Initiativen von Mobilfunkbetreibern, Unternehmen und Regierungen, wie Gebührenbefreiungen für mobile Geldtransaktionen, Rabatte auf Datentarife sowie Geld- und Gerätespenden, um die Schwächsten der Gesellschaft während der Pandemie zu unterstützen.

Erst 26 Prozent Afrikaner*innen mit Zugang zum mobilen Internet

Ende 2019 hatten 272 Millionen Afrikaner*innen bzw. 26 Prozent Zugang zum mobilen Internet, 2025 sollen es bereits 475 Mio. sein – ein Drittel von ihnen soll aus Nigeria (101 Mio.) und Äthiopien (42 Mio.) stammen.

477 Mio. bzw. 45 Prozent der afrikanischen Bevölkerung hatten Ende 2019 einen Mobilfunkvertrag (mit oder ohne Internetnutzung). Laut GSMA-Prognosen soll bis 2021 die 500 Millionen-Marke geknackt sein. Bis 2024 soll es bereits eine Milliarde Internetnutzer geben und ein Jahr später (2025) soll bereits die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung einen Mobilfunkanschluss besitzen.

Die Verfügbarkeit von erschwinglichen Smartphones fördert deren Verbreitung und die Nutzung mobiler Dienste. 2020 sind knapp fast die Hälfte der internetfähigen Geräte Smartphones. Bis 2025 soll sich die Smartphone-Rate auf 65 Prozent erhöhen. Entsprechend soll auch der Datenverbrauch von aktuell 1,6 (2019) auf 7,1 Gigabite pro Nutzer und Monat in 2025 steigen.

Monetär haben mobile Technologien 2019 mit 155 Mrd. US-Dollar zu 9 Prozent zum subkontinentalen Bruttoinlandsprodukt beigetragen und für 17 Mrd. Steuereinnahmen gesorgt. Zudem hat die Mobilfunkbranche 3,8 Mio. Afrikaner*innen (direkt und indirekt) beschäftigt – 650.000 im formalen und 1,4 Mio. im informalen Sektor, weitere 1,8 Mio. in anderen Bereichen der Wirtschaft. Dieses Wachstum soll sich auch in den kommenden fünf Jahren fortsetzen und mit 184 Mrd. zum BIP 2024 beitragen.

Auch wenn 2020 in Südafrika die ersten 5G-Netze an den Start gegangen sind und einige Anbieter in Gabun, Kenia, Nigeria und Uganda erste Tests mit 5G unternommen haben, ist die Region – wie andere Weltregionen auch – noch weit entfernt von der Massenanwendung des neuen Mobilfunkstandards. Auch bis 2025 sollen lediglich drei Prozent der Mobilfunkverbindungen über 5G laufen. Das liegt u.a. daran, dass die 4G-Kapazität und Adaption in der Region noch relativ gering ist (9 % in 2019) und der Fokus aktuell auf dem Ausbau des 4G-Netzes liegt.

4 Trends der digitalen Landschaft in Subsahara-Afrika

Die digitale Landschaft in Subsahara-Afrika wächst dynamisch. Treiber sind u.a. der technologische Wandel, das veränderte Verbraucherverhalten und Investitionen der Mobilfunkbetreiber in verbesserte Konnektivität. Die folgenden vier Bereiche identifiziert die GSMA als Trends für die Region:

5G – auch wenn der Ausbau nur langsam voranschreiten soll, wird die Technologie entscheidend sein für die Expansion der digitalen Wirtschaft in der gesamten Region, da sich vermehrt soziale und wirtschaftliche Aktivitäten in die Onlinewelt verlagern werden.

Digitale Zahlungsmethoden – 2019 gab es in Subsahara-Afrika bereits 469 Mio. mobile Konten, insbesondere Ostafrika ist mit M-Pesa nach wie vor Vorreiter und beheimatet die größte Nutzerschaft mobiler Zahlungsdienste in der Region. Weitere Akzeptanz und Verbreitung erfahren Paymentdienstleister durch Kooperationen diverser lokaler Anbieter mit internationalen Akteuren wie Visa, Mastercard, Alipay und Orange.

Internet of Things (IoT) – IoT bietet Potenziale zur Bewältigung regionaler Herausforderungen in Schlüsselsektoren wie Energie, Wasser, Landwirtschaft, Logistik und Gesundheit. Allerdings verlangsamen Faktoren wie unzureichende Finanzierung und Stromversorgung sowie schwache Kaufkraft der Bevölkerung diese Entwicklung.

Digitale Identität – die Pandemie hat die Abhängigkeit von digitalen Dienstleistungen und Plattformen z.B. zum Lernen oder Arbeiten verdeutlicht. Die Mehrheit der Afrikaner*innen besitzt allerdings keinen Personalausweis und daher auch keine überprüfbare digitale Identität, ein großes Hindernis für die vollständige Teilnahme an der digitalen Wirtschaft und gleichzetig Anreiz für Wirtschaft und Verwaltungen zur Schaffung digitaler Identifikationssysteme.

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(Bildnachweis: Pixabay.com)

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