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Wie Südafrikaner*innen ticken …

Die World Values Survey befragt seit 1981 regelmäßig Menschen aus verschiedenen Ländern zu ihren Einstellungen und Werten. Auch 3.500 Südafrikanerinnen und Südafrikaner wurden befragt. Die Antworten geben Aufschluss über ihre Einstellungen zum Leben, zur Familie, zur Religion als auch zum Rollenbild von Männern und Frauen.

Familie an erster Stelle

Mehr als ein Drittel (33,8 %) der Befragten ist verheiratet, knapp zehn Prozent leben in ehe-ähnlichen Gemeinschaften, 6,7 Prozent sind verwitwet, 1,3 Prozent sind geschieden und 0,6 Prozent leben getrennt. Fast die Hälfte (47,6 %) der Südafrikaner sind alleinstehend. Mehr als ein Drittel (35 %) hat keine Kinder, knapp 20 Prozent haben ein Kind, 23,3 Prozent haben zwei und 12,7 Prozent drei Kinder. Neun Prozent haben zwischen vier und acht Kindern. Knapp 40 Prozent behaupteten zum Befragungszeitpunkt sehr glücklich, 37,1 Prozent größtenteils glücklich zu sein. Für 92,5 Prozent der Befragten steht ihre Familie an erster Stelle. Die Arbeit (57,5 %) und die Religion (55,8 %) sind für Südafrikaner etwa gleich wichtig, gefolgt vom Freundeskreis (44,7 %), Freizeit (36,1 %) und Politik (21,4 %).

Kinder lernen Fleiß, Unabhängigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Toleranz

Etwas mehr als die Hälfte der Südafrikaner sehen es als ihre Lebensaufgabe an, ihre Eltern stolz zu machen. Bei der Frage nach Eigenschaften und Werten, die sie ihren Kindern bei der Erziehung vermitteln, antworteten etwa 70 Prozent mit „Harte Arbeit und Fleiß“, gefolgt von „Unabhängigkeit“ (63,5 %) und „Verantwortungsbewusstsein“ (57,4 %) sowie „Toleranz und Respekt Anderen gegenüber“ (52,5 %). Glauben und Gehorsam sind nur für 44,3 % bzw. 37,2 % wichtig, gefolgt von Entschlossenheit und Ausdauer (35,3 %) sowie Sparsamkeit (30,4 %). Für mehr als 70 Prozent spielt es keine Rolle, das Vorstellungsvermögen (71,9 %) ihrer Kinder zu fördern. Ebenfalls unwichtig scheint es zu sein, sie zu selbstlosen Persönlichkeiten (72,2 %) oder zu Selbstdarstellern (75,6 %) zu erziehen.

Vorsichtig im Umgang mit Unbekannten

Etwas mehr als 60 Prozent der Befragten sind sehr verbunden mit ihrem Land und stolz darauf Südafrikaner zu sein. 46,7 Prozent bezeichnen sich als Teil einer lokalen Gemeinschaft, 45,6 Prozent als Teil der südafrikanischen Nation und etwa 40 Prozent bezeichnen sich auch als „Weltbürger“. Wenn es um das Miteinander geht, so denken 76,2 Prozent, dass man im Umgang mit Mitmenschen eher vorsichtig als zu offen sein sollte. So vertrauen die Befragten Unbekannten zu 33,8 Prozent nicht unbedingt und zu 23,4 Prozent gar nicht, ebenso wie Menschen anderer Nationalitäten (29,8 % nicht unbedingt, 18 % gar nicht). Ihrer Familie hingegen vertrauen Südafrikaner zu 76 Prozent voll und ganz und zu 19,2 Prozent einigermaßen, ferner Nachbarn (49,7 Prozent) und persönlichen Bekannten und Freunden (45,2 %) sowie Menschen anderer Religionen (41,4 %) einigermaßen.

Häusliche Gewalt, Stehlen und Steuerhinterziehung unmoralisch

Im direkten Umfeld, als Nachbarn, möchten 85,7 Prozent der Befragten keine Drogenabhängigen, Alkoholiker (60 %), Gastarbeiter/Immigranten (40,9 %) oder Homosexuellen (37,9 %) haben. Gewalt gegenüber der Ehefrau (37,1 %), Stehlen (36,7 %) oder Steuerhinterziehung (34,7 %) sehen Südafrikaner als unmoralisch an. Als niemals gerechtfertigt gilt auch die Erschleichung staatlicher Leistungen (33,6%), Bestechlichkeit (33,5 %), Prostitution (33,3 %), Gewalttätigkeit (33 %), Selbstmord (32,6 %) oder auch Abtreibung (32,5 %).

Annähernd ausgeglichene Rollenverteilung

Schaut man sich die Rollenverteilung von Mann und Frau an, so finden nur etwa 30 Prozent der Befragten, dass Männer im Falle einer Jobknappheit eher das Recht auf einen Job hätten, als Frauen – 47,2 Prozent finden das nicht richtig. Nur knapp 40 Prozent finden, dass eine Hochschulausbildung für Männer wichtiger ist, als für Frauen. Mehr als die Hälfte der Befragten (51,6 %) meinen, dass Frauen die besseren Politiker sind. Geht es ums Geschäft, sind die Meinungen ausgeglichen: 48,5 Prozent glauben, dass Männer die besseren Geschäftsleute sind, 48 Prozent sagen, dass es Frauen sind.

Glaube spielt wichtige Rolle

Für Südafrikaner spielt der religiöse Glaube eine wichtige Rolle. So geben 80 Prozent an, religiös zu sein und an Gott zu glauben (96,7 %). 42 Prozent glauben auch an die Hölle. 41,5 Prozent geben an, dass Gott für sie im Leben sogar sehr wichtig ist. Etwa ein Drittel betet mehrfach in der Woche (30,1 %) und geht mindestens einmal (40,2 %) oder mehrfach (17,9 %) in der Woche zum Gottesdienst. Unabhängige afrikanische Kirchen sind die dominierende Religion (15,6 %) in der Stichprobe, gefolgt von römisch-katholischen (14,6 %) und protestantischen Kirchen (12,8 %) sowie evangelischen/apostolischen Glaubensmissionen (11,1 %). Nur 1,4 Prozent der Befragten sind muslimischen Glaubens. Etwas mehr als die Hälfte der Südafrikaner glauben, dass der Sinn der Religion ist, Anderen Gutes zu tun (51,6 %) und dem Leben einen Sinn zu verleihen (59,3 %). Stehen Religion und Wissenschaft im Konflikt, würden drei Viertel der Religion Recht geben. Auch wenn mehr als die Hälfte ihre Religion als die einzig akzeptable ansehen (56,3 %), finden knapp 75 Prozent auch, dass Menschen, die einer anderen Glaubensgemeinschaft angehören, genauso moralisch sind, wie sie selbst.

 

Die World Values Survey ist eine seit 1981 in regelmäßigen Abständen von Soziologen durchgeführte Befragung von bis heute fast 400.000 Menschen aus aktuell knapp 100 Ländern zu ihren Einstellungen und Werten und ihren Auswirkungen auf das soziale und politische Leben. 3.531 Südafrikanerinnen (1.824) und Südafrikaner (1.707) ab 18 Jahren wurden im 2013 für die World Values Survey befragt. 2017 wurde die siebte Befragungswelle durchgeführt, die u.a. mehrere afrikanische Staaten umfasste. Die Auswertung wird für Ende 2019 erwartet. Die hier vorgestellten Ergebnisse beziehen sich auf die 6. Befragungswelle, die zwischen 2010 und 2014 durchgeführt wurde.

(Bildnachweis: Niroworld – Fotolia.com und Pixabay.com)

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