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Chancen für Anlagenbauer in Afrika: Medizintechnikanbieter profitieren überall von Modernisierungs- und Expansionsplänen

Die langsam, aber stetig wachsende Industrialisierung der Länder Subsahara-Afrikas machen diese Region mangels Eigenproduktion von Maschinen und Ausrüstungen auch weiterhin zu einem wichtigen Absatzmarkt für ausländische Maschinenbauer. Welche Branchen und Länder bieten derzeit die besten Aussichten, welche Finanzierungswege und Kooperationsformen existieren? Im Fokus des siebten Artikels einer insgesamt zehn Beiträge umfassenden Serie steht der Markt für Medizintechnik.

Im Fokus dieses Teils der Serie:

Zum Thema Gesundheitsversorgung in Afrika liegt eine aktuelle Studie von Germany Trade and Invest (GTAI) vor: Gesundheitsmärkte in Afrika: Exportchancen für die deutsche Medizintechnik unter www.gtai.de. Speziell mit dem Absatz von Medizintechnik in Afrika befasst sich ferner eine Analyse aus dem Geschäftsbereich des MIT/Massachusetts Institute for Technology (Präsentation: Creating affordable access to medical equipment in Africa unter http://sdm.mit.edu).

West-/Zentralafrika: Regionale Zentren für Gesundheitsversorgung im Fokus

In Côte d’Ivoire, dem Schwerpunktland der westafrikanischen Frankophonie, gehört die Hauptstadt Abidjan im Bereich Gesundheitsversorgung zu den regionalen Zentren, in denen sich zum Beispiel auch wohlhabende Patienten aus anderen westafrikanischen Ländern behandeln lassen. Die amtierende ivorische Regierung, die sich allerdings 2020 Wahlen stellen muss, hat für die kommenden Jahre (bis etwa 2024) Investitionen in den Gesundheitssektor von umgerechnet 2,4 Mrd. Euro angekündigt. Im nationalen Entwicklungsplan 2016-20 (Plan de Developpement Nationale, PND) wird der private Sektor als wesentlicher Faktor für Fortschritte in der medizinischen Versorgung behandelt. Die privaten Krankenhäuser sind in der Private Clinics Association zusammengeschlossen. Es gibt Bestrebungen, die Produktion von Pharmazeutika in Côte d’Ivoire auszuweiten. So gibt es seit 2017 in diesem Bereich mehrere Industrieprojekte von Investoren aus Nordafrika (aus Marokko Cooper Ka und Pharma 5, aus Tunesien Société Arabe des Industries Pharmaceutiques) unter anderen für die Produktion von Antibiotika sowie von Medikamenten zur Behandlung von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein detaillierter Überblick über das ivorische Gesundheitssystem ist zu finden unter https://oxfordbusinessgroup.com. Deutsche Anbieter von Medizinausrüstungen sind zum Teil über Kooperationspartner vertreten, zum Beispiel Siemens Healthineers aus Erlangen. Internationale Ausschreibungen der Elfenbeinküste finden sich unter www.medicaltenders.com.

Auch Senegal, das zweite Schwerpunktland des frankophonen Westafrika am äußersten Westzipfel des Kontinents, fungiert mit den medizinischen Einrichtungen in der Hauptstadt Dakar als ein regionales Gesundheitszentrum. Vor allem einige renommierte Privatkliniken sind regelmäßige Abnehmer von hochwertigen Ausrüstungen und sonstigen medizinischen Produkten. Die beiden angesehensten privaten Krankenhäuser mit Spezialabteilungen für alle wichtigen Behandlungen sind Clinique de la Madeleine und Clinique du Cap, die auch zum Beispiel in Reiseführern für Senegal empfohlen werden. In Zukunft rechnen Branchenbeobachter im Großraum Dakar noch mit dem Bau weiterer medizinischer Einrichtungen wie vor allem Diagnostikzentren, Laboren usw. Deutsche Anbieter von Medizinausrüstungen sind bisher noch nicht vor Ort vertreten.

In Gabun hat die Hauptstadt Libreville in der Gesundheitsversorgung ebenfalls eine gewisse regionale Bedeutung. Das von der Regierung finanzierte Gesundheitssystem gilt als eines der am besten ausgestatteten in Westafrika, mit einem Zugang von 90 Prozent der Bevölkerung zu medizinischen Versorgungsleistungen. Die österreichische VAMED-Unternehmensgruppe ist seit Ende der 1990er Jahre in Gabun engagiert und hat dort mehrere Turn-Key-Krankenhausprojekte gebaut, wo sie zum Teil auch Betreiber ist. Gabun ist ferner regional führend im IT-Bereich, speziell auch beim sogenannten E-Government, und hat auch im Gesundheitssektor mit dem Aufbau von online-gestützten Diensten begonnen. Die Weltbank hat rund 60 Mio. US-Dollar (USD) für die Digitalisierung der Krankenhäuser bereitgestellt. Die Regierung verfolgt das Ziel, in diesem Sektor Start-ups anzuziehen, mit besonderem Fokus auf Projekten von Frauen. Allerdings sind die Internetverbindungen außerhalb der Hauptstadt Libreville noch nicht zuverlässig genug, und ein weiterer Hemmfaktor ist der Mangel an ausreichend ausgebildeten Fachkräften.

Nigeria und Ghana: „Centers of Excellence“ für internationale Patienten

Im größten und bevölkerungsreichsten Flächenstaat Subsahara-Afrikas, Nigeria, fehlt aufgrund der Ölpreisentwicklung dem Staat aktuell das Geld für größere neue Projekte im öffentlichen Gesundheitswesen. Es gibt jedoch einige private Krankenhausprojekte, zum Teil als Public Private Partnership, wie das Krankenhausprojekt Lagos State Medipark für 180 Betten mit Kosten von rund 250 Mio. USD. Weitere Vorhaben sind das University of Maiduguri Teaching Hospital sowie das Spezialkrankenhaus Kidney Treatment Hospital der indischen Adhyay Foundation. Nach einer Untersuchung der US-Consultingfirma Fitch Solutions wird in den kommenden Jahren mit stetig steigendem Bedarf an Medizintechnik gerechnet und bis 2022 in dem Bereich eine Marktgrößte von rund 185 Mio. USD prognostiziert. Der Bedarf muss nahezu vollständig durch Importe gedeckt werden, wobei die 28 EU-Staaten rund ein Viertel liefern, geführt von Deutschland und Frankreich. Zu den führende Lieferanten aus Deutschland gehören etwa HBH Medizintechnik GmbH (medizinische und chirurgische Instrumente), Dehas Medizintechnik & Projektierung GmbH (Sensoren u. A.), Volker Witte (Einrichtungen für Intensivstationen), Berchtold, Tuttlingen (Operationseinrichtungen) und Draeger Medical (Anästesie). Mit Abstand stärkstes Lieferland ist jedoch China mit einem Anteil von mehr als 35 Prozent (2017), weitere größere Player sind Indien und die USA. Eine vollständige Liste in Nigeria akkreditierter Lieferanten von Medizintechnik aus 2017 findet sich unter www.bpp.gov.ng. Eine aktuelle Übersicht zum nigerianischen Markt für Medizintechnik wurde für die Ausstellung „Medic West Africa 2019“ in Lagos erstellt, siehe unter www.medicwestafrica.com.

Im benachbarten Ghana ist die medizinische Versorgung eine der best entwickelten in Westafrika und wird noch weiter ausgebaut, gestützt auf die wachsende Mittelschicht in der rasch zunehmenden Bevölkerung. Ghana gehört ferner auch zu den wenigen Ländern Subsahara-Afrikas mit funktionierendem Krankenversicherungssystem (Ghana National Health Insurance Scheme / NHIS) mit einem aktuellen Mitgliederanteil von rund 40 Prozent der Bevölkerung. Die auch von den zahlreichen Expatriates genutzten privaten medizinischen Einrichtungen sind konzentriert im Großraum der Städte Accra und Tema, ergänzt um Einrichtungen in Flughafennähe, die gezielt für den „Gesundheitstourismus“ wohlhabender Patienten aus anderen westafrikanischen Ländern errichtet wurden. Dieser spezielle Sektor soll nach dem Willen der Regierung durch Einrichtungen mit hohem internationalen Qualitätsstandard („Centers of Excellence“) weiter ausgebaut werden, um das Land zu einer Drehscheibe des regionalen Gesundheitstourismus zu machen. Die privaten Kliniken sind häufig auf bestimmte Behandlungen spezialisiert, die in öffentlichen Krankenhäusern nicht abgedeckt werden können. Als bisher einziges Land weltweit hat Ghana die Medikamentenversorgung per Drohne für Notfälle in entlegenen Regionen eingeführt (siehe unter: www.tagesspiegel.de).

Neben den traditionell angesehenen Zulieferern aus Europa, vor allem Großbritannien als ehemaliger Kolonialmacht, haben seit etwa 20 Jahren auch indische und vor allem chinesische Unternehmen eine wachsende Präsenz im Gesundheitssektor. Die Chinesen sind bekannt dafür, dass sie zielbewusst auf Partnersuche für die Herstellung von Medizingeräten und Pharmazeutika im Land sind. Der Importanteil Chinas liegt bereits bei rund 30 Prozent, bei einem geschätzten Gesamtmarkt (2018) von knapp 80 Mio. USD. Mit der zunehmenden Präsenz chinesischer Unternehmen im Medizinsektor wird übrigens eine verstärkte Verbreitung gefälschter Medikamente im ganzen Land erklärt. Dies hat inzwischen zur Niederlassung der US Pharmacopeia Commission (USP) geführt, die ein Labor in Ghana betreibt und die Ghanaer im Kampf gegen Markenfälschungen unterstützt. Untersuchungen des ghanaischen Gesundheitsmarktes liegen vor von der GTAI unter: www.gtai.de (Ghana Gesundheitssektor) sowie unter: www.gtai.de (Ghana Medizintechnik).

In Liberia, einem der kleineren Länder des anglophonen Westafrika, bestehen ebenfalls Lieferchancen im Gesundheitssektor, da dieser Bereich von umfangreichen Geberzuflüssen profitiert. Gegenwärtig wird als gemeinsame Initiative von USAID und der globalen Non-Profit-Organisation Management Sciences for Health (MSH) ein fünfjähriges Entwicklungsprogramm für den Gesundheitssektor (Collaborative Support for Health, CSH-Programm 2015-20) durchgeführt. Dafür wurden knapp 60 Mio. USD bereitgestellt, weitere 15 Mio. kommen von der Weltbank im Rahmen des Projektes „Liberia Health Systems Strengthening“. In einer Allianz zwischen MSH, Gesundheitsministerium, USAID und der Ölgesellschaft Chevron Liberia wurde ein spezielles Gesundheitszentrum zur Behandlung von Infektionskrankheiten am führenden Krankenhaus John F. Kennedy Center in der Hauptstadt Monrovia eingerichtet („Strenghening the Center of Ecellence for Infectious Disease/CEID Project“).

In Gambia, der kleinen anglophonen Enklave auf dem Gebiet von Senegal, werden zukünftig mehr Engagements der Geberorganisationen erwartet. Die wichtigsten Importeure von Medizintechnik finden sich unter www.accessgambia.com. Größere Marktanteile beim Import von Medizintechnik haben die USA, China und Indien. Das Gesundheitswesen ist offen für ausländische Investoren. Die Gesundheitsversorgung gehört zu den prioritären Sektoren der Gambia Investment and Export Promotion Agency (GIEPA). Ein neues Krankenhaus für 27 Mio. USD wird mit Beteiligung privater Investoren sowie finanzieller Unterstützung durch die African Development Bank (AfDB) in Kololi gebaut.

Ostafrika: Privater Gesundheitssektor auf dem Vormarsch

In Äthiopien, dem bevölkerungsmäßig zweitgrößten Land in Subsahara-Afrika (nach Nigeria), stellt der hohe Nachholbedarf an medizinischen Einrichtungen usw. für die fast 100 Mio. Einwohner eine der größten Herausforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Insbesondere der Mangel an geschulten Fachkräften im Medizinsektor behindert eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung. Ein Überblick über das Gesundheitswesen findet sich unter www.healthynewbornnetwork.org. Im Gesundheitssektor sind zahlreiche Geberorganisationen in Äthiopien aktiv, darunter auch die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). In Kooperation mit den dortigen Ministerien für Gesundheit und Bildung wurde im Februar 2019 ein Ausbildungsprogramm speziell für biomedizinische Techniker und Pflegekräfte gestartet. Ein besonderes Problem in der Praxis Äthiopiens ist die mangelnde Wartung und Instandsetzung von medizinischen Geräten, vor allem in den abgelegenen Landesteilen, wo rund 70 Prozent der Einrichtungen repariert oder ersetzt werden müssen. Eine Reparaturwerkstatt als Prototyp soll am Nekemte Specialized Hospital in der Region Oromia eingerichtet werden und als überregionale Servicestätte fungieren (siehe zu Projekteinzelheiten auch http://health.bmz.de sowie www.giz.de).

Besonders aktiv im Bereich Ausbildung im Gesundheitssektor in Äthiopien ist ferner die US-Organisation „American International Health Alliance“ (AIHA), in Verbindung mit der Bill and Melinda Gates Foundation. Diese Organisationen unterstützen das äthiopische Gesundheitsministerium bei der Umsetzung des sogenannten Health Sector Transformation Plan (HSTP) 2020. Eine wichtige Komponente des Programms zur Stärkung des Gesundheitssektors stellt die Verbesserung der klinischen Laborausstattung und biomedizinischen Technologie speziell für HIV-Diagnosen dar. In diesem Bereich kam es zu einer Kooperation zwischen AIHA und dem Addis Ababa Institute of Technology (AAIT) als Public-Private Partnership (PPP). Beim Import von Medizintechnik ist die China Top-Lieferant Äthiopiens.

Im führenden EAC-Land (East African Community) Kenia wird relativ wenig an staatlichen Geldern in das Gesundheitssystem investiert, das seit langem für Misswirtschaft und Veruntreuung öffentlicher Gelder bekannt ist. Demgegenüber gibt es jedoch einen privaten Gesundheitssektor, der erheblich besser funktioniert, vor allem weil er von den wohlhabenden Bevölkerungsschichten auf „Cash-Basis“ in Anspruch genommen wird. Diese privaten Kliniken können vor allem auch die hohen Kosten für Modernisierung aufbringen. Besonders modern ausgestattet sind die beiden renommiertesten Krankenhäuser in Nairobi, das Aga Khan Hospital sowie das Nairobi Hospital. Im privaten Sektor bestehen auch Lieferchancen für qualitativ und preislich hochwertige Ausrüstungen aus Deutschland (siehe hierzu auch eine GTAI-Branchenstudie unter www.gtai.de).  Eine Übersicht über Lieferanten von Medizintechnik findet sich unter www.healthcareinkenya.com.

Im Nachbarland Tansania gibt es noch viele Unzulänglichkeiten im staatlichen Gesundheitswesen, in dem es vor allem an regelmäßigen Qualitätskontrollen mangelt. Im Rahmen des laufenden Strategieplans für den Gesundheitssektor (National Health Sector Strategic Plan 2015 – 2020) ist unter anderem auch die deutsche Entwicklungshilfe mit einem bilateralen Unterstützungsprogramm engagiert, als Kooperation zwischen dem tansanischen Gesundheitsministerium, dem National Health Insurance Fund und der deutschen Entwicklungsbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Ein Schwerpunkt der bilateralen Zusammenarbeit in dem Bereich ist die Einführung computergestützter Managementsysteme in Provinzkrankenhäusern. Die US-amerikanische Entwicklungshilfeorganisation USAID hat sich in Zusammenarbeit mit der International Finance Corp. (IFC) der Weltbank schwerpunktmäßig um die Entwicklung der privaten Gesundheitsversorgung gekümmert (siehe dazu http://documents.worldbank.org).  Seit dem Erlass des Gesetzes über Public Private Partnership (2009) setzt sich dieses Modell auch im Gesundheitssektor Tansanias zunehmend durch (siehe dazu auch:    www.ncbi.nlm.nih.gov). Dabei geht es unter anderem um die Kooperation zwischen der staatlichen Beschaffungsorganisation Medical Stores Department (MSD) und privaten Importeuren von Medizintechnik und Pharmazeutika.

Im Inselstaat Mauritius im Indischen Ozean, dem ersten Schwellenland Afrikas, gibt es besondere Chancen für Lieferungen von hochwertiger Medizintechnik. Die nationale Gesundheitsversorgung gilt im afrikanischen Kontext als vorbildlich. Knapp drei Viertel der Bevölkerung des kleinen Landes (ca. 1,3 Mio. Einwohner 2017) werden im staatlichen Gesundheitssektor versorgt, die übrigen haben Zugang zum privaten Gesundheitssystem. Ein Überblick über das staatliche Programm für den Gesundheitssektor findet sich unter www.nationalplanningcycles.org. Beschaffungen von Ausrüstungen werden auf der offiziellen Website der Regierung veröffentlicht (www.medicaltenders.com). Gegenwärtig befinden sich mehrere Spezialkliniken im Bau, darunter ein Krebszentrum und eine Hals-/Nasen-/Ohrenklinik, zum Teil mit Finanzierungshilfen aus Indien. Mit Kapital aus arabischen Investitionsfonds (Kuwait und Saudi-Arabien) werden unter anderem eine neue Augenklinik und ein neues Ausbildungskrankenhaus errichtet. Führende Anbieter aus der EU, vor allem aus Frankreich und Deutschland, haben Niederlassungen in dem Inselstaat gegründet oder werden von der renommierten Agentur Chemtech Medical vertreten, darunter Fresenius (Dialysegeräte), Arthrex (Arthroskopie, Sportmedizin), Carl Zeiss (Ophtalmologie, Operationsmikroskope), Draeger Medical (Anästesie, Monitorgeräte), Karl Storz Germany (Endoskopie) und Schmitz & Söhne (Operationseinrichtungen). Der jährliche Import von Medizintechnik wird auf rund 28 Mio. USD geschätzt, etwa genau so viel wie die lokale Produktion (siehe dazu Marktanalyse unter www.export.gov). Die wichtigsten Lieferländer sind USA, Südafrika, Japan, Deutschland und China.

Südliches Afrika: Hoher Bedarf an Modernisierungsinvestitionen

Das System der Gesundheitsversorgung in Südafrika ist in jüngster Zeit wachsender Kritik ausgesetzt. Insbesondere der staatliche Sektor befindet sich nach offiziellen Äußerungen (Health Ombudsman) im Krisenmodus, dokumentiert vor allem durch die stetig größer werdende Zahl an gerichtlichen Schadenersatzklagen wegen medizinischer Kunstfehler. Die daraus entstehenden Zahlungen verschlingen mittlerweile nach Angaben von Experten mehr als ein Drittel des staatlichen Budgets für den Sektor (siehe zu den Problemen in einzelnen unter www.wits.ac.za). Die private Gesundheitsversorgung wiederum ist sehr teuer, was sie für den Durchschnittssüdafrikaner unerschwinglich macht. Die Regierung versucht, dieses Problem durch die Einführung einer einheitlichen nationalen Krankenversicherung (National Health Insurance/NHI) zu beheben. Das geplante System ist jedoch harscher Kritik von Expertenseite ausgesetzt, gilt als unausgegoren und vor allem unbezahlbar für die Versicherten – mit Beiträgen vergleichsweise in Höhe einer rund 30-prozentigen Steigerung der Einkommensteuer oder 60-prozentigen Erhöhung der Körperschaftsteuerzahlungen. Als Alternative empfehlen Experten strukturelle Reformen und Dezentralisierungsmaßnahmen für das staatliche System sowie verbesserte Überwachungs- und Preisregulierungsmaßnahmen im privaten Sektor. Lieferchancen für Anbieter von Spezialausrüstungen bestehen im privaten Sektor aufgrund angekündigter Expansionspläne, mit Schwerpunkt auf Onkologie und Radiologie. Außerdem hat die Regierung für die kommenden rund drei Jahre etwa 2,7 Mrd. USD für die Verbesserung der Infrastruktur im staatlichen Gesundheitswesen zur Verfügung gestellt. Eine Branchenanalyse liegt von der GTAI vor unter www.gtai.de

In Simbabwe muss das Gesundheitssystem nach den vielen Jahren von Misswirtschaft und Wirtschaftskrisen (unter dem Regime des verstorbenen Präsidenten Mugabe) auf breiter Front wiederhergestellt werden. Der laufende Entwicklungsplan für den Gesundheitssektor findet sich unter https://malariaelimination8.org. Große Teile der medizintechnischen Ausstattung der Krankenhäuser sind veraltet und obsolet und werden in den kommenden Jahren erneuert werden müssen. Dies schafft permanente Lieferchancen für ausländische Anbieter auch aus Deutschland. Ein großes Problem ist der Mangel an medizinischen Fachkräften im Land, die in großer Zahl in den Krisenjahren ins Ausland abgewandert sind. Aufgrund der zunehmend problematischer werdenden Arbeitsbedingungen in den staatlichen Krankenhäusern kam es in letzter Zeit wiederholt zu Streiks und Arbeitsniederlegungen. 2018 hatte die Regierung Pläne für den Bau von mehreren neuen Krankenhäusern mit Hilfe chinesischer Kredite in Aussicht gestellt. Die privaten Betreiber von Gesundheitseinrichtungen sind in der Private Hospitals Association of Zimbabwe (PHAZ) zusammengeschlossen.

Die zwei portugiesisch-sprachigen Länder im südlichen Afrika, Mosambik und Angola, haben beide äußerst marode Gesundheitssysteme und in den nächsten Jahren einen hohen Bedarf an Modernisierung vor allem im staatlichen Sektor. Gegenwärtig gibt es jedoch in beiden Ländern Finanzierungsprobleme aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage, in Angola wegen des Ölpreisverfalls und in Mosambik wegen der verheerenden Wirbelstürme 2019 sowie auch durch einen Finanzskandal, der zum Rückzug von Gebern geführt hat. Angolas Gesundheitsversorgung zählt sogar zu den schlechtesten der Welt. Daher hat die dortige Regierung zumindest ihre Bereitschaft verkündet, gegen die Krise im Gesundheitswesen in Zukunft verstärkt vorzugehen. Schwerpunktbereiche sind die Versorgung von Müttern und Neugeborenen sowie Epidemiologie. Im angolanischen Gesundheitssektor sind vor allem die US-Amerikaner mit ihrer Entwicklungshilfeorganisation USAID in Verbindung mit der Non-Profit-Gesellschaft Management Sciences for Health/MSH engagiert.

Dieser Artikel ist Teil der Serie: Chancen für Anlagenbauer in Afrika

(Bildnachweis: www.www.brandsouthafrica.com, Media Library, „Workers in Sasol Plant“)

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