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Als Expatriate nach Südafrika – Teil 2: Etablierung

Wer als Fachkraft von seinem Unternehmen ins Ausland versetzt wird, der wird mit einer ganzen Reihe von zumeist organisatorischen Herausforderungen konfrontiert. Blog:subsahara-afrika beleuchtet mit einer Artikel-Serie ausgesuchte Aspekte einer Entsendung nach Südafrika. Im Fokus des zweiten Teils: Fragen der Etablierung.

Die Fachkraft eines international tätigen Unternehmens, die für einen bestimmten kürzeren oder längeren Zeitraum – meist ein bis drei Jahre – in eine Auslandsniederlassung der Firma versetzt wird, wird als Expatriate bezeichnet. Für sie und ihre mitziehende Familie beinhaltet die Versetzung ganz spezielle Herausforderungen, die sich aus dem Leben und Arbeiten in einem fremden Kulturkreis ergeben. Bei Planung und Organisation des Umzugs sind bestimmte Regeln und Empfehlungen zu beachten, und zur Etablierungsphase im neuen Land gehören die Wahl des Wohnorts und die Wohnraumbeschaffung, ggf. die Inanspruchnahme von Sicherheitsdiensten, die Beschaffung und Anmeldung eines (oder mehrerer) Kfz sowie sonstige Registrierungsfragen.

Praktische Umzugsfragen

Zahlreiche Speditionen bieten in Deutschland ihre professionellen Dienstleistungen für den Umzug nach Südafrika an. Nützlich sind immer Erfahrungsberichte bereits vor Ort Ansässiger mit ihren jeweiligen Umzugsfirmen, denn: Verlässlichkeit und Qualität können im Einzelfall stark voneinander abweichen, was der Kunde aber häufig erst feststellt, wenn es schon zu spät für eine Änderung ist. Also lohnen sich gründliche Recherche und eine Anfrage bei etwaigen Bekannten vor Ort, bevor ein Auftrag vergeben wird. Ein Hinweis auf Reputation einer Spedition ist auch die Aufnahme in die offizielle Vertragsliste des Auswärtigen Amtes bzw. der jeweiligen Botschaft, die dort auf Nachfrage einzusehen ist.

Hierbei ist erfahrungsgemäß vor allem bei Mitnahme umfangreicher persönlicher Habe ein Komplettangebot, d.h. einschließlich Verpacken am Abgangsort und Auspacken am neuen Wohnort, zu empfehlen, damit der gesamte Hausrat die weite Reise möglichst sicher übersteht. Eine Alternative ist immer, vor allem wenn die Langfristigkeit des Auslandseinsatzes noch nicht abzusehen ist, die Beschränkung beim Umzug auf das Notwendigste an persönlicher Habe und Einlagerung der Möbel oder – bei Immobilieneigentum in Deutschland – befristeter möblierter Vermietung. In dem Fall kann die Mitnahme in Form von unbegleitetem Fluggepäck oder sog. Beiladung der Spedition kostengünstig erfolgen. Denn Südafrika gehört zu den Ländern, die ein vergleichbares Warenangebot wie Europa oder die USA haben und bei Beschaffung von Hausrat und sonstigen Bedarfsgütern keine Probleme bieten.

Wohnortwahl und Wohnungsmarkt

Sofern man nicht schon durch den Arbeitsplatz festgelegt ist und noch eine Wahl bezüglich des Wohnorts hat, so gelten generell die Kapprovinzen als erste Wahl, vor allem hinsichtlich der Lebensqualität, der Lebenshaltungskosten und auch der Sicherheit. Den Ruf der schönsten Provinzen und Städte haben außer Kapstadt auch Mpumalanga (Nelspruit), KwaZulu-Natal (Durban) und Pretoria. Selbst Johannesburg ist nach Ansicht von Landeskennern viel besser als sein Ruf – aber: Die Abgasbelastung in der Stadt ist hoch und könnte im Einzelfall gegebenenfalls zu Problemen führen (vor allem bei Kleinkindern). Was das wichtige Kriterium der Sicherheit angeht, so wird Newcomern generell der Rat gegeben, Informationen von der lokalen Polizeistation zur jeweiligen Sicherheitslage im angestrebten Viertel einzuholen.

Die sogenannte „gated community“ ist typisch für Expats, da solche Siedlungen mehr Sicherheit gewähren als einzelne freistehende Häuser. In Kauf nehmen muss man dafür eine gewisse „Ghettoisierung“ und damit einen Verlust an der sonst für Südafrika typischen kulturellen Vielfalt. Einige Ratschläge von „old hands“ für Newcomer auf dem Wohnungsmarkt: Bei der Lage sollte darauf geachtet werden, dass die meisten Fenster nach Norden zeigen, um maximale Sonneneinstrahlung im Winter zu bekommen. Und: Umziehen, wenn sich in der Familie Atemwegserkrankungen aufgrund der Umweltbelastung in Johannesburg einstellen.

Mietobjekte in Südafrika werden in lokalen Zeitungen und Zeitschriften, einschließlich spezieller Publikationen für Expats veröffentlicht. Beispiele hierfür sind das Printmagazin „The African Professional“ (früher „The Expatriate“) und Online-Newsletter wie easyexpat.com, afkinsider.com oder expatica.com. Nach dem südafrikanischen Rental Housing Act muss der Interessent ein schriftliches Angebot abgeben, während der Mietvertrag mit bestimmten vorgeschriebenen Angaben gewöhnlich von dem zuständigen Makler aufgesetzt wird. Hierbei sind ggf. Referenzen und Einkommensnachweise vorzulegen. Üblich ist eine Monatsmiete Kaution, teilweise auch ein nicht rückzahlbares Deposit, während die Maklerprovision vom Vermieter getragen wird.

Hinzuweisen ist in dem Zusammenhang auf die Option des Immobilienkaufs durch Ausländer, wobei selbst Nicht-Ansässige eine Hypothekenfinanzierung durch südafrikanische Banken in Anspruch nehmen können, in der Regel bis zu 50% des Kaufwerts. So wird seit vielen Jahren gut betuchten Ausländern aus der „Ersten Welt“ der Zweitwohnsitz in Südafrika finanziert. Hierfür gibt es bestimmte Auflagen der Banken zum verfügbaren Einkommen. In jedem Fall kann nach Vorlage eines Residence Permit mit einem deutlich höheren Hypothekenkredit gerechnet werden als bei nicht-ansässigen Immobilienkäufern.

Sicherheitsdienste

Ob Südafrika tatsächlich – wie manche behaupten – das Land mit der größten privaten Sicherheitsindustrie der Welt ist, sei dahingestellt – auf jeden Fall dürfte sie die größte in Afrika sein, mit einem privaten Sicherheitspersonal, das doppelt so groß ist wie Armee und Polizei zusammen. Etwa 9.000 Firmen und rund 450.000 Fachkräfte, sprich Bodyguards, zählt dieser Erwerbszweig, und ein großer Teil davon ist mit Schusswaffen ausgestattet. Die Dienste eines der vielen privaten Sicherheitsdienste in Anspruch zu nehmen gehört sozusagen zur Grundausstattung eines Expat-Wohnsitzes in Südafrika, wie es in allen besseren Wohnvierteln dort üblich ist. Dazu gehört in jedem Fall Wachpersonal rund um die Uhr, mit Ablösung jeweils morgens und abends, sowie zusätzlich ggf. Wachhunde, Alarmanlagen und Elektrozäune. Bei Entsandtkräften werden die nicht unerheblichen Kosten gewöhnlich (zumindest teilweise) vom Arbeitgeber erstattet. Bei lokalen Arbeitsverhältnissen sollten solche Kosten ggf. in der üblichen sogenannten „housing allowance“ berücksichtigt werden.

Wegen der Sicherheitslage haben sich in den vergangenen Jahren die privaten Wohnviertel in Johannesburg immer weiter in die Außenbezirke der Stadt verlagert. Nach aktuellen Umfrageergebnissen in der Bevölkerung zur Sicherheitssituation sind Haus- und Wohnungseinbrüche die am meisten gefürchteten Verbrechen. In den letzten Jahren sind Berichten zufolge die Maßnahmen der Verbrechensbekämpfung von offizieller Seite verstärkt worden, obwohl der hohe Grad der Kriminalität und vor allem auch der Gewaltkriminalität (Tötungsdelikte und bewaffnete Raubüberfälle) nach wie vor als die am meisten abschreckenden Lebensumstände Südafrikas gelten.

Rund um‘s Auto

Der relativ gute Straßenzustand in weiten Teilen des Landes macht Autofahren in Südafrika erheblich angenehmer, als dies in vielen anderen Ländern Afrikas der Fall ist (merke: Linksverkehr!). Allerdings soll die vergleichsweise hohe Zahl von Straßenverkehrstoten im Land nicht verschwiegen werden – Ursache sind vermutlich die schlechteren Bedingungen auf Überlandstraßen (Schlaglöcher, mangelhafte Beleuchtung sowie vor allem Tierunfälle). Daher ist für Überlandfahrten auch in Südafrika eher ein Geländewagen zu empfehlen, wenn dieser auch nicht so zwingend anzuraten ist, wie in den meisten anderen afrikanischen Ländern mit ihren teilweise unsäglichen Straßenzuständen. Auf den städtischen Straßen ist eine normale Limousine ohne Probleme zu fahren.

Wer in Südafrika am motorisierten Verkehr teilnehmen bzw. ein Auto registrieren will, muss sich als erstes selbst registrieren, im sogenannten eNaTIS (National Transport Information System), was bei der nächstgelegenen zuständigen Behörde (Registering Authority / RA oder Driving Licence Testing Centre / DLTC) erfolgen kann. Prinzipiell ist in Südafrika ein deutscher Führerschein gültig. Dennoch ist immer die Beschaffung eines internationalen Führerscheins anzuraten, um etwaigen Problemen bei den (häufigen) Verkehrskontrollen aus dem Weg zu gehen, denn bei den kontrollierenden Polizisten ist nicht immer Kenntnis der Bestimmungen vorauszusetzen. Bei Erhalt einer Daueraufenthaltsgenehmigung ist ein südafrikanischer Führerschein innerhalb des ersten Jahres zu beantragen.

Dieser Artikel ist Teil 2 der Serie: Als Expatriate nach Südafrika.

(Bildnachweis: Stiefi & Monkey Business & Minerva Studio & bst2012 – Fotolia.com)

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